11. April 2023
Volle Power! Jetzt werden E-Autos völlig kabellos geladen

Elektroautos unkompliziert und rasch ohne Aussteigen und Kabel laden? Mit der innovativen Ladetechnologie Matrix Charging des Grazer Unternehmens Easelink soll das tatsächlich möglich sein.

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Elektroautos nehmen weltweit Fahrt auf. Folgende Zahlen verdeutlichen den Siegeszug der Stromer: So sollen im vergangenen Jahr 55 Prozent mehr solcher Fahrzeuge verkauft worden sein, als es 2021 der Fall war. Das berichtete EV-Volumes – eine Datenbank für Verkaufszahlen von E-Autos rund um den Globus. Während sich Autohersteller also dementsprechend für eine umsatzstarke Zukunft in der E-Mobilität rüsten, bleibt bei Autofahrer:innen oft eine gewisse Skepsis erhalten. So zeigte eine Umfrage aus dem Vorjahr etwa, dass hohe Kosten und eine fehlende flächendeckende Lademöglichkeit noch immer gegen eine Anschaffung sprechen. Vor allem die Ladeinfrastruktur ist eine der Stellschrauben schlechthin, um saubere Elektrofahrzeuge in der Breite populär zu machen. Die Lösung: Die Autobranche denkt immer häufiger an Alternativen und setzt dabei nun auch auf eine vielversprechende Technologie aus Österreich.

Schnell, einfach, unkompliziert

Einparken und aufladen, und zwar ohne ein Ladekabel am Auto anbringen zu müssen: Das österreichische Unternehmen Easelink hat eine konduktive Ladetechnologie entwickelt, mit der Zapfsäulen mit Kabelverbindung überflüssig werden könnten. „Anstatt das E-Auto händisch mit einer Ladesäule verbinden zu müssen, wird das Fahrzeug mit Hilfe eines Connectors am Unterboden per Knopfdruck automatisch mit einer Ladematrix am Standplatz verbunden“, erklärt Hermann Stockinger, Gründer von Easelink, gegenüber dem pv magazine seine neuartige Technologie.

Das sogenannte Matrix-Charging-System wird also in Fahrzeuge integriert. Das Ladesystem ermöglicht es dem aufzutankenden Fahrzeug, automatisch mit der Ladeplatte am Boden zu kommunizieren und sich anschließend aufzuladen. Zusammengefasst: Ein Batterieauto parkt über eine in der Straße eingelassene quadratische Platte, ein eingebauter Connector senkt sich aus dem Fahrzeugboden ab, verknüpft sich mit einem Ladepad, stellt eine Verbindung zur Ladestation her und das Auto beginnt Energie zu tanken.

Easelink

Das Matrix-Charging-System besteht aus einer Lade-Matrix am Boden und einem Connector am Unterboden der Autos.

Pilotprojekte laufen

Um herauszufinden, wie und ob das innovative System im Alltag funktionieren kann, erproben E-Taxis nun unter realen Bedingungen das automatisierte konduktive Laden. Unter dem Slogan „eTaxi Austria Projekt“ möchte man hierfür Fahrzeuge von Volkswagen und Hyundai mit der Technologie ausstatten und so den Grundstein für einen emissionsfreien Taxibetrieb in Österreich legen. Anstatt die Taxis also händisch mit einer Ladesäule verbinden zu müssen, werden diese automatisch mit der Ladematrix am Taxi-Standplatz verbunden. „Dadurch werden die Taxen automatisch aufgeladen, ohne dass der Fahrer sein E-Fahrzeug verlassen muss“, beschreibt Easelink-Gründer Hermann Stockinger die Vorteile des Systems. Insgesamt zehn Taxi-Standplätze sowie 66 E-Taxen sollen umgerüstet werden; bis Mitte nächsten Jahres soll dieses Pilotprojekt noch dauern.

Bereit für die Innovation zu Hause?

Die innovative Ladetechnologie soll in Zukunft aber nicht nur im öffentlichen Raum zu finden sein, sondern eben auch vor der Haustür vieler E-Auto-Besitzer:innen. „Unsere Technologie hat dieselbe Leistung wie das Laden mit dem Stecker“, erklärt Stockinger. Der notwendige Strom zum Laden kommt aus dem Haushaltsstromkreis. Alles ganz unkompliziert also – ebenso die Installation des Matrix-Charging-Systems. Diese soll in nur wenigen Minuten erfolgen. Erste Nachrüstkits für ausgewählte Fahrzeugmodelle und Kund:innen soll es bereits ab 2024 für das Laden in der heimischen Garage geben.

Das Unternehmen verfolgt jedenfalls die Vision, einen globalen Standard für automatisiertes Laden zu schaffen. So weist das konduktive Laden laut Stockinger gegenüber dem induktiven viele Vorteile auf. Das induktive Laden etwa weise erheblich mehr Ladeverluste auf als das konduktive Laden.

Echt sauber tanken Autofahrer:innen jedenfalls nur dann, wenn die Herstellung des grünen Sprits mit 100 Prozent Grünstrom erfolgt.

✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: Easelink