6. Mai 2024
Klimaziele: "Ohne PV-Freiflächenanlagen wird es nicht gehen"

Ohne den Ausbau von Photovoltaik (PV) werden wir die Klimaziele für die Jahre 2030 und 2040 nicht schaffen – darin sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Und nicht nur darin: Sie fordern den Ausbau von PV-Freiflächenanlagen, denn an diesen führt kein Weg vorbei.

Klimaziele:

Als bisher einziges EU-Mitgliedsland hat Österreich mit dem integrierten österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) einen integrierten Ausbauplan der Energieinfrastruktur. Darin wird die benötigte nationale Erzeugung aus erneuerbaren Energien und Szenarien zum zukünftigen Energieverbrauch dargestellt und davon die Transportbedarfe im Strom- und Gasbereich abgeleitet. Laut Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ist der ÖNIP gemäß Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ein übergeordnetes strategisches Planungsinstrument, das 2023 erstmalig erstellt wurde. Die integrierte Betrachtung der höherrangigen Energieübertragung soll ermöglichen, den notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung bestmöglich mit der Netzentwicklung, Speichern und Flexibilitätsoptionen zu koordinieren. Und sie ist für PV-Freiflächenanlagen von nicht geringer Bedeutung.

Jährlich 2 GWp Wachstum nötig

Denn bis zum Jahr 2030 soll demnach die Photovoltaik-Leistung in Österreich auf 21 Gigawatt-Peak (GWp) ansteigen. Im Interview mit orf.at äußerte sich zuletzt Christoph Mayr, der Business Manager for Photovoltaic Systems & Battery Energy Storage am Austrian Institute of Technology (AIT), zu diesen Zielen. Er bezeichnete sie als „herausfordernd, aber wenn die Rahmenbedingungen passen, realisierbar.“ Um sie zu erreichen, müsste die hierzulande installierte PV-Leistung um mehr als zwei GWp jährlich wachsen, so Mayr.

Laut dem Experten gäbe es auf heimischen Dächern und Fassaden zwar aktuell Potenzial für acht GWp an Photovoltaik-Leistung, es seien jedoch nicht alle Dächer für PV-Anlagen geeignet. „Ohne Kraftwerke im Freiland wird es nicht gehen“, erklärt Mayr, wobei das größte Potenzial in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark liegt.

PV-Freiflächenanlagen mit SchafenPV-Freiflächenanlagen schaffen Biodiversität und sind sogar für Landwirtschaft nutzbar.

An PV-Freiflächenanlagen führt kein Weg vorbei

Mit der Forderung nach einem Ausbau von PV-Freiflächenanlagen steht das AIT freilich nicht alleine da. So drängt unter anderem auch die Österreichische Energieagentur (Austrian Energy Agency, AEA) schon lange auf weitere Solarparks, da „an PV-Freiflächenanlagen kein Weg vorbei führt“. Dies bestätigt auch Hubert Fechner, Obmann der Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik. Um die Klimaziele zu erreichen, müsste man PV-Freiflächenanlagen im Ausmaß von rund 5,7 TWh beziehungsweise einer Gesamtfläche von 70 bis 80 Quadratkilometern errichten. Und auch Umwelt-NGOs sehen hier ungenutztes Potenzial. So meinte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich, gegenüber orf.at: „Wir bevorzugen den PV-Ausbau auf versiegelten Flächen, aber wir werden an Freiflächen nicht vorbeikommen.“

In Österreich fehle nach wie vor die gesetzliche Grundlage für raschen Erneuerbaren-Ausbau in Form des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG), so die Kritik der Experten weiter. In einer Aussendung im vergangenen Februar erklärte Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ): „Mit dem EABG könnten die nötigen Pfeiler zur Verfahrensbeschleunigung und zur notwendigen Flächenausweisung für Energiewende-Projekte eingeschlagen werden. Doch warten wir bereits seit über einem Jahr darauf. Bund und Länder müssen Hand in Hand gehen, damit wir hier weiterkommen“. Das EABG würde die hohe Bedeutung von Ausbau und Nutzung erneuerbarer Energie für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit festlegen und könnte Genehmigungsverfahren für Erneuerbaren-Projekte wesentlich vereinfachen.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: ENERY