11. Juli 2023
Freiflächenanlagen: Große Chance für Grundbesitzer

Grundbesitzer zeigen sich regelmäßig skeptisch, was PV-Freiflächenanlagen auf ihrem Land betrifft. Die Zweifel sind allerdings völlig unberechtigt: Photovoltaik auf Freiflächen bringt deren Besitzern nämlich Einiges. Unter anderem finanzielle Einnahmen.

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Wer Diskussionen rund um neue Standorte für die Erzeugung von erneuerbaren Energien verfolgt, kennt den Standpunkt: Man müsse insbesondere Gebäude, Parkplätze & Co. für integrierte Photovoltaik (PV) nutzen, um die Klimaziele zu erreichen. Experten halten dem allerdings einiges entgegen. So eignet sich beispielsweise gerade einmal ein Drittel von Dachflächen und Fassaden für die Sonnenstromproduktion; ganz abgesehen davon, dass die für eine hohe Stromproduktion notwendige Vielzahl an Gebäuden für einen extremen Aufwand sorgt. An Installationsarbeit, an Genehmigungen. Und damit einhergehend für hohe Kosten.

Für Experten wie Hubert Fechner, Obmann der Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik, steht daher fest: Um die Klimaziele zu erreichen, führt kein Weg an Freiflächen-Photovoltaik vorbei. Und sie rechnen vor, dass die bis 2030 gesteckten Ziele von 11 Terawattstunden (TWh) zusätzlicher PV-Leistung nur erreichbar sind, wenn Freiflächenanlagen im Ausmaß von rund 5,7 TWh errichtet werden. Dies entspricht wiederum einer Gesamtfläche von 70 bis 80 km².

Biodiverses Land statt brachliegendem Land

Und dennoch zögern Grundbesitzer immer wieder, ihr Land für Photovoltaik zur Verfügung zu stellen. Wobei die Skepsis völlig unangebracht ist, denn die Installation einer Anlage stellt eine klassische Win-Win-Situation dar. Ein Solarpark leistet nämlich nicht nur für einen enorm wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz. Die Flächen bieten auch einen lokal wirksamen ökologischen Mehrwert. Schließlich wird der Boden bei der Aufstellung einer PV-Freiflächenanlage nicht versiegelt (99 % der genutzten Fläche bleibt erhalten), er wird vielmehr zum Lebensraum verschiedener Tier- und Insektenarten. Feldhamster, Brutvögel, Heuschrecken, Schmetterlinge, Eidechsen. Sie alle, zeigt die Vergangenheit, siedeln sich in den von den Freiflächenanlagen geschützten Bereichen an. Auch die Beweidung, beispielsweise mit Schafen, ist hier möglich. Die hat zusätzlich den positiven Effekt, dass im wahrsten Sinne des Wortes kein Gras über die Sache, sprich: die Module wächst.

PV-Freiflächeanlage Biodiversität

Auch Bienenvölker fühlen sich in Solarparks pudelwohl.

Sogar die landschaftliche Einbindung einer PV-Freiflächenanlage ist möglich. So können Heckenpflanzungen als Sichtverschattungen dienen (wobei stets die ökologische Wirksamkeit der Hecke in Vordergrund steht). Auch der Erhalt von bestehender Vegetation wie Baumreihen, Büschen und Sträuchern wird sichergestellt. Darüber hinaus können auch Umzäunungen begrünt werden.

Die Wärmespeicherkapazität von Solarpaneelen ist deutlich geringer als jene von Beton oder Asphalt, dadurch kühlen sie nachts viel schneller ab als versiegelte Flächen. Zudem ist durch die Beschattung des Bodens dessen Temperatur im Vergleich zu unbeschatteten Flächen gerade in den aktuellen Hitzesommern geringer, im Winter wiederum sorgt die Anlage für eine geringere Wärmeabgabe des Bodens. Dieser weist dann eine höhere Temperatur auf als nicht beschirmte Flächen. Hubert Fechner bestätigt demnach auch explizit die biologischen Aspekte von PV-Freiflächen. Diese können „zusätzlich zur Energiegewinnung noch eine hohe biologische Wertigkeit aufweisen.“

PV-Freiflächenanlagen: Win-Win-Situation

Grundbesitzer profitieren allerdings nicht nur in ökologischer und klimatischer Hinsicht. Gerade brachliegende Flächen, beispielsweise entlang von Autobahnen oder anderen Hochgeschwindigkeitsstraßen, können so eine neue Nutzung erfahren. Was insbesondere in Hinblick auf die durch die PV-Aufstellung langfristige Pachteinnahmen für Grundbesitzer eine interessante Option darstellt.  Ein weiterer Vorteil: Die Möglichkeit der direkten Stromlieferung durch die Anlage auf dem eigenen Betriebsgebiet (Onsite Contracting), inklusive einer fixierten Strompreisgarantie durch einen Stromliefervertrag (PPA).

Auch im Vergleich mit dem Anbau von Biopflanzen für die Energiegewinnung, wie zum Beispiel Raps, geht Photovoltaik als klarer Sieger hervor. Man gewinne „aus einem Hektar, der für PV genutzt wird, um ein Vielfaches mehr Energie als auf einem Hektar, wo Bioraps oder irgendeine andere Biodieselpflanze angepflanzt wird, die dann auch noch erst verarbeitet werden muss“, bestätigt Hubert Fechner. „Es ist also überhaupt keine Frage, dass PV wesentlich effizienter ist als der Anbau von Biopflanzen für die Energiegewinnung.“

Last, but not least: Nach ihrer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren kann die Photovoltaik-Anlage problemlos abgebaut werden. Rückstandslos. Ohne jegliche Folgen für den Boden.  Die Tier- und Pflanzenwelt der Freifläche bleibt erhalten; die geschaffene Biodiversität bleibt bewahrt. Was will man mehr?

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: ENERY