Um die Frage „Was ist eigentlich ein PPA?“ am schnellsten zu beantworten, genügt eigentlich ein Satz: „Ein PPA ist eine Win-win-Situation“. Denn dieser, kurz für Power Purchase Agreement, ist ein spezieller Stromliefervertrag, mit welchem der Kunde (in erster Linie ein Unternehmen) mit dem Erzeuger von Erneuerbarer Energie eine langjährige Partnerschaft zum beiderseitigen Vorteil eingeht. Zudem profitiert das Klima, denn der Ausbau von Erneuerbarer Energie ist für eine klimaneutrale Zukunft unerlässlich.

In Österreich sind PPAs allerdings noch nicht so verbreitet wie in anderen europäischen Ländern oder in den USA; dabei müssten sie als Schlüssel zur Energiewende eigentlich immer mehr in den Fokus rücken. Hierzulande überwiegen jedoch noch oft die Fragen zu PPAs. Diese wollen wir hier beantworten – weitere Details sind in den FAQs zu PPA zu finden.

Wie funktioniert ein PPA?

Power Purchase Agreement (PPA) heißt übersetzt nicht mehr und nicht weniger als „Stromkaufvereinbarung“. Allerdings steckt deutlich mehr hinter diesem schlichten Begriff. Denn bei einem PPA handelt es sich um einen langfristigen Liefervertrag zwischen einem Stromproduzenten und einem Stromabnehmer, mit dessen Unterzeichnung für einen festgelegten Zeitraum – und vor allem zu einem genau definierten Fixpreis – ein bestimmtes Stromvolumen aus Erneuerbaren Energien geliefert wird. Dabei wird der Vertrag speziell auf alle Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. Details zum Umfang und Preis der Stromlieferung werden ebenso wie die Laufzeit oder die Lieferart individuell vereinbart, da es sich um einen bilateralen Vertrag handelt.

Physisches & virtuelles PPA: Was ist der Unterschied?

Mit einem physischen (oder direkten) PPA wird im Namen eines Unternehmens Grünstrom erzeugt, der zu einem festen Preis und Volumen direkt vom Erzeuger für die Dauer der vereinbarten Laufzeit erworben wird. Ein etwaiger Überschuss des Erzeugers wird zum Marktpreis verkauft, sollte umgekehrt das Unternehmen einen höheren Stromverbrauch als vereinbart aufweisen, wird Energie zum Marktpreis zugekauft.
Man unterscheidet zudem zwischen Onsite PPA, bei dem eine direkte Stromlieferung von einer nahegelegenen Anlage (beispielsweise auf dem Betriebsgelände) stattfindet und Offsite PPA. Hier liefert der Erzeuger den Strom direkt von Anlagen auf Drittflächen.

Bei einem virtuellen (oder finanziellen) PPA wiederum handelt es sich um eine finanzielle Vereinbarung zwischen einem Energie-Erzeuger und einem Unternehmen. Dieses bezieht damit Grünstrom zwar ebenfalls zu einem festen Preis und Volumen, jedoch am Strommarkt und nicht direkt vom Grünstrom-Anbieter. Vielmehr gleicht dieser eine etwaige Differenz aus, sollte der Preis des bezogenen Stroms über jenem der Vereinbarung liegen.

PPAs EneryPPAs garantieren langfristig und zuverlässig kostengünstigen Grünstrom

Auf der anderen Seite begleicht der Kunde dem PPA-Partner die Differenz, falls der Preis unter den vereinbarten fällt. So schützt sich ein Unternehmen vor Preisschwankungen und reduziert seinen CO2-Fußabdruck. In beiden Fällen erhält der Abnehmer jedenfalls den Herkunftsnachweis als Beleg für seinen nachhaltigen Strombezug.

Welche massiven Vorteile bieten PPAs?

Mittels PPAs werden Kunden zuverlässig, langfristig und kostengünstig mit Grünstrom versorgt, von der Industrie bis zum Endverbraucher-Haushalt. Die Abnehmer profitieren von Planungssicherheit, da sie sich von schwankenden Strompreisen unabhängig machen. Darüber hinaus trägt der Grünstrom mit Herkunftsnachweis dazu bei, sowohl die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens als auch die österreichischen Klimaziele zu erreichen. PPAs unterstützen Unternehmen also ebenso darin, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, wie sie das nachhaltige Image der jeweiligen Marke stärken.

Anlagenbetreiber und Investoren profitieren ebenso. PPAs bieten eine sichere Kalkulationsbasis, da sie die Stromabnahme langfristig zu einem festgelegten Preis sicherstellen. Gleichzeitig ermöglichen sie Unabhängigkeit von Förderungen der öffentlichen Hand, da durch sie Grünstrom-Kraftwerke eigenständig finanziert und errichtet werden können.

Enery PPAsMit PPAs profitieren Industrie, Investoren, Endkunden – und das Klima

Und es ist klar: Von PPAs profitieren letztlich wir alle. Um die Klimaziele Österreichs bis 2030 zu erreichen, ist der Ausbau von Erneuerbarer Energie, insbesondere von Photovoltaik, das Gebot der Stunde. Und dabei wird es zahlreiche innovative Projekt und individuelle Lösungen geben müssen.

Ohne PPAs werden diese nicht gelingen.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
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Zur Erreichung der Klimaziele ist laut Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) bis zum Jahr 2030 ein Zuwachs von Photovoltaik(PV)-Energie von mindestens 11 Terrawattstunden (TWh) notwendig. Nur rund ein Drittel aller Dachflächen und Gebäudefassaden eignet sich allerdings für PV-Anlagen, deren Nutzung ist zudem oft aufwändig und teuer. Das Gleiche gilt für PV-Installation auf bereits verbauten Flächen wie Carports, Deponien oder Lärmschutzwänden sowie auf Wasseroberflächen.

Für Expert:innen ist damit klar: Photovoltaik wird großteils auf bislang unbebauten Freiflächen errichtet werden müssen. Das technische Potenzial von Freiflächen-PV liegt in Österreich bei über 30 TWh; um knapp 6 TWh Leistung zu erhalten, braucht es gerade einmal 70 bis 80 Quadratkilometer. Umgerechnet sind das 0,25 bis 0,3 Prozent der heute landwirtschaftlich genutzten Fläche Österreichs. Allerdings bieten PV-Freiflächenanlagen viel mehr Möglichkeiten, als sie in Kombination mit Landwirtschaft zu installieren: Landwirtschaftlich nicht nutzbares, brachliegendes Land kann mittels Photovoltaik neue Nutzung erfahren und Grundbesitzern neue Ertragsmöglichkeiten bieten.

 Planungsleitilinie Freiflächen-PV EneryBrachliegende Flächen bekommen neue Nutzung sowie neuen Ertrag

Keine monofunktionale Flächen

Um dem Ausbau von Freiflächen-PV Rechnung zu tragen, hat der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria), die überbetriebliche und überparteiliche Interessensvertretung der österreichischen Photovoltaik- und Speicherindustrie, in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für Raumplanung (ÖIR) eine Planungsleitlinie für PV-Freiflächenanlagen erarbeitet und HIER zum Download bereitgestellt.

„Mit dieser Leitlinie wird ein Planungsstandard formuliert, der Planungssicherheit auf Seiten der Projektentwickler erhöhen und den zuständigen Sachverständigen auf Behördenseite eine Richtschnur geben soll. Schlussendlich soll sie der Kommunalpolitik und der lokalen Bevölkerung Referenz sein, wie eine gute PV-Freiflächenanlage ausschauen kann“, heißt es einleitend seitens der Verfasser.

Die genutzten Flächen seien nicht monofunktional, wird betont. Neben der Sonnenstromproduktion kann eine Freiflächenanlage Zusatznutzen beziehungsweise einen lokal wirksamen ökologischen Mehrwert bieten. Die Planungsleitlinie biete daher Umsetzungsstandards für die ökologische Multifunktionalität für PV-Freiflächenanlagen. „Grundlage ist dabei ein geeigneter Standort auf bislang unbebauten Flächen im sogenannten Dauersiedlungsraum“. In Abgrenzung dazu stehe jedenfalls die AgrarPhotovoltaik (Agri-PV), „bei der die landwirtschaftliche Nutzung im Vordergrund steht und die Elektrizitätsgewinnung einen gewollten Zusatzeffekt darstellt.“

Schafe Freiflächenanlage Enery PlanungsleitiliniePV-Flächen bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten

Entsiegelung & Biodiversität

„Allgemein ist das Potenzial an theoretisch geeigneten Freiflächen wesentlich größer als der langfristige Bedarf“, so die PV-Austria. „Ausgehend von der Auswahl eines generell geeigneten Standorts ist eine entsprechende bauliche Ausführung der PV-Freiflächenanlage und ihrer kontinuierlichen Pflege wesentlich, um die Qualitäten eines Standorts zu erhalten bzw. einen Mehrwert für die Biodiversität zu schaffen.“

„Der Boden innerhalb einer naturverträglichen PV-Freiflächenanlage wird nicht versiegelt oder beispielsweise auch nicht vollflächig geschottert, sondern in seiner Funktionsfähigkeit erhalten“, wird festgehalten. „Untersuchungen in einer Vielzahl von Anlagen zeigen, dass viele Pflanzen- und Tierarten PV-Freiflächenanlagen als Lebensraum annehmen. So wurden verschiedene Arten von Schmetterlingen, Brutvögeln, Heuschrecken, Feldhamster und Zauneidechsen innerhalb von PV-Freiflächenanlagen bzw. in den oft ökologisch wertvollen Randbereichen beobachtet.“ Mindestens 95 Prozent der Gesamtprojektfläche bleiben versickerungsoffen.

Photovoltaik-Freiflächenanlage Enery PlanungsleitilinieFreiflächenanlagen sorgen dafür, dass Böden entsiegelt werden – und es bleiben

Bevölkerung und Politik mitnehmen

Die Planungsleitlinie befasst sich in den Umsetzungsstandards konkret mit

  • Multifunktionalen Flächen
  • Bodenschonender Fundamentierung der Aufständerungen & Ausführung der Nebenanlagen
  • Modulanordnung und Moduldichte
  • Einbindung in Landschaftsstruktur und Landschaftsbild
  • Maßnahmen zu Erhalt und Verbesserung der lokalen ökologischen Funktionsfähigkeit
  • Flächenmanagement: Extensive Bewirtschaftung und ökologisch angepasstes Pflegekonzept
  • Durchlässigkeit der Anlage
  • Vermeidung von lokalen Wärmeinseln
  • Rückbau und Recycling

Die Leitlinie widmet sich schließlich auch der „guten Planungspraxis“. Hier heißt es abschließend: „Erfahrungen nicht nur mit PV-Freiflächenanlagen, sondern auch mit Windparks und anderen Infrastrukturprojekten haben gezeigt, dass Projekte wesentlich einfacher und schneller umgesetzt werden können, wenn sich sowohl Gemeindevertretung als auch BürgerInnen eingebunden fühlen und sich im besten Fall damit identifizieren können“.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
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Bis zu 2,2 Gigawatt installierte Leistung pro Anlage: Solarparks könn(t)en schon heute den Energiebedarf von morgen sicherstellen. Allerdings findet man die größten Solarparks der Welt derzeit hauptsächlich in Asien. Insbesondere Europa muss hier schnell nachziehen, denn um die Klimaziele zu erreichen, ist der großflächige Ausbau von Photovoltaik (PV) unerlässlich. Und es bleibt nicht mehr viel Zeit.

Welche Power – im wahrsten Sinne des Wortes – die größten PV-Anlagen der Welt haben, sieht man in unserer Hitliste der globalen Top 5:

5. Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park

Standort: Vereinigte Arabische Emirate
Installierte Leistung: 1.630 MW

Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum-Solar-ParkMohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park, Dubai

Auf einer Fläche von 76 Quadratkilometern weist die Photovoltaik-Anlage in Saih Al-Dahal 50 Kilometer südlich von Dubai eine Kapazität von 1,63 Gigawatt (GW) auf. Bis 2030 planen die Verantwortlichen einen Ausbau auf 5 GW. Der Solarpark versorgt 270.000 Haushalte mit Strom und kompensiert dabei insgesamt 1,4 Millionen Tonnen CO₂. Der von der Dubai Electricity & Water Authority entwickelte und verwaltete Solarpark ist eine der wichtigsten Initiativen Dubais im Rahmen der Dubai Clean Energy Strategy 2050 – bis 2050 sollen 75 Prozent des Energiebedarfs der Stadt aus sauberen Quellen gedeckt werden.

4. Benban Solar Park

Standort: Ägypten
Installierte Leistung: 1.650 MW

Benban SolarparkErrichtung des Benban Solarparks, Assuan

Der Solarpark in Benban im Gouvernement Assuan ist nicht nur der größte Solarpark Ägyptens, sondern ganz Afrikas. Ausgestattet mit 41 Solarkraftwerken verfügt der Komplex über eine Solarproduktionskapazität von 1,65 GW. Die staatliche New and Renewable Authority (NREA) überwacht das Projekt, das  im Einklang mit der von der ägyptischen Regierung angekündigten Strategie für nachhaltige Energie 2035 steht. Die 37 Quadratkilometer große Anlage in der westlichen Wüste des Landes wurde 2019 an das ägyptische Stromnetz angeschlossen und versorgt derzeit über 420.000 Haushalte mit Strom.

3. Pavagada Solar Park

Standort: Indien
Installierte Leistung: 2.050 MW

Pavagada SolarparkPavagada Solar Park, Karnataka

Der Solar Park liegt im Taluk Pavagada, Bezirk Tumkur, im südindischen Bundesstaat Karnataka. Die 2,05-GW-Anlage erstreckt sich über eine Fläche von knapp 53 Quadratkilometern und wurde von der Karnataka Solar Power Development Corporation (KSPDCL) errichtet. Für den Bau der Anlage wurde eine Investition von 2 Milliarden Dollar getätigt. Der Solarpark wurde im Dezember 2019 in Betrieb genommen. Karnataka gilt seitdem als Indiens Bundesstaat mit dem höchsten Anteil an Solarenergie, die etwa 22 Prozent der gesamten Stromkapazität von Karnataka ausmacht.

2. Golmud Solar Park

Standort: China
Installierte Leistung: 2.200 MW

Golmud SolarparkGolmud Solar Park, Qinghai

Die Anlage mit einer installierten Solarkapazität von 2,2 GW, auch als Huanghe Hydropower Hainan Solar Park bekannt, liegt in Golmud, in der Präfektur Xiaxi (Provinz Qinghai). Sie wurde von Huanghe Hydropower Development, einem staatlichen Energieerzeugungsunternehmen, um rund 2,3 Milliarden Dollar gebaut. Der Solarpark, an der Südseite der Wüste Gobi gelegen, ist der größte Chinas und verfügt über eine Speicherkapazität von 202,8 Megawatt. In fünf Phasen entwickelt, nahm man ihn  2020 in Betrieb.

1. Bhadla Solar Park

Standort: Indien
Installierte Leistung: 2.245 MW

Bhadla Solar ParkBhadla Solar Park, Rajasthan

Der Bhadla Solar Park ist der größte Solarpark der Welt. Die Anlage erstreckt sich über eine Fläche von 57 Quadratkilometer und liegt im Bezirk Jodhpur in Rajasthan. Der Solarpark hat eine Kapazität von fast 2,25 GW und erforderte eine geschätzte Investition von über 1,3 Milliarden Dollar. Das 2017 in Betrieb genommene Projekt umfasst über 10 Millionen Solarmodule. Das indische Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien (MNRE) entwickelte es in vier Phasen im Einklang mit der Rajasthan Solar Energy Policy von 2011. Die Anlage nutzt die trockene Hitze der Wüste Thar perfekt, um saubere, erneuerbare Energie zu produzieren.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: AZURE POWER, WIKIPEDIA, NREA, KAMATAKA SOLAR POWER DEVELOPMEMT CORPORATION LIMITED, DUBAI ENERGY & WATER AUTHORITY

Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende. Anfang Juli wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) der integrierte österreichische Netzinfrastrukturplan (ÖNIP), erstellt vom Umweltbundesamt, präsentiert. Dieser ermöglicht als übergeordnetes strategisches Planungsinstrument eine umfassende Gesamtbetrachtung der Infrastrukturnotwendigkeiten des zukünftigen Energiesystems.

Aus dem Plan kann abgeleitet werden, welche Energieinfrastruktur für die Transformation des Energiesektors notwendig ist. Er dient somit als Planungsgrundlage für den Aus- und Umbau der Energieübertragungsinfrastruktur für 2030 und zur Erreichung der Klimaneutralität 2040. Die integrierte Betrachtung der höherrangigen Energieübertragung soll ermöglichen, den notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung bestmöglich mit der Netzentwicklung, Speichern und Flexibilitätsoptionen zu koordinieren.

Den Anforderungen nicht gewachsen

Die erstmalige Erstellung eines Netzinfrastrukturplans wird von den Verantwortlichen der österreichischen Energiewirtschaft durchwegs begrüßt.  So sieht auch der Übertragungsnetzbetreiber APG (Austrian Power Grid AG) den ÖNIP als „wichtigen Puzzlestein für ein nachhaltiges und versorgungssicheres Energiesystem der Zukunft“. Man betonte allerdings, dass durch den ÖNIP auch weitere Beschleunigungen bei der Projektumsetzung einher gehen muss.

Ausbau Stromnetz Österreich

„Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe, die nur mit einer Gesamtsystemplanung österreichweit gelingen kann“, konkretisierte Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Das heimische Stromnetz müsse auf die energiewirtschaftlichen Notwendigkeiten eines nachhaltigen Energiesystems ausgerichtet, geplant und gebaut werden. „Das aktuelle Stromnetz ist den Kapazitätserfordernissen der Zukunft nicht gewachsen“, so Christiner. „Schon jetzt erleben wir jeden Tag, dass die bislang fehlende Koordinierung zur Umsetzung der Energiewende zu unerwünschten und kostenintensiven Fehlentwicklungen führt.“

Mit dem ÖNIP als Planungsgrundlage sei daher der nächste erforderliche Schritt einer systemisch abgestimmten und mit dem Netzausbau koordinierten Detailplanung auf allen Ebenen des Energiesystems erforderlich. „Denn nur mit einer kapazitätsstarken Netzinfrastruktur schaffen wir eine versorgungssichere Energiewende, verhindern kostspielige Strafzahlungen und ermöglichen dem Wirtschaftsstandort Österreich Zugang zu günstigem Strom“.

Handlungsauftrag für Bundesländer

Auch der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria), die überbetriebliche und überparteiliche Interessensvertretung für Photovoltaik und Stromspeicherung in Österreich, verweist auf den Ausbaubedarf für Erneuerbare Energieträger und damit einhergehend jenen des Stromnetzes: „Um den steigenden Strombedarf in Zukunft tatsächlich erneuerbar decken zu können, muss die PV-Leistung bis 2030 auf 21.000 MWp ausgebaut werden. Gerade einmal 18 Prozent der notwendigen PV-Leistung sind davon bereits in Österreich installiert“, so die PV Austria.

Österreich Netzausbau

Der ÖNIP zeige erstmals unmissverständlich den Handlungsauftrag der Bundesländer. Vor allem für die großen Länder wie Niederösterreich, Oberösterreich oder die Steiermark ergebe sich ein deutlich höherer PV-Ausbaubedarf als bisher im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) angenommen. Rund 60 Prozent der für die Erreichung der Klimaziele notwendigen PV-Leistung müsse auf Freiflächen stattfinden. „Mit dem vorliegenden Entwurf des ÖNIPs muss mit dem Klein-Klein der Bundesländer ein für alle Mal Schluss sein“, fordert Herbert Paierl, Vorstandsitzender der PV Austria. „Spätestens jetzt muss bei den Landesregierungen klar angekommen sein, dass alles unternommen werden muss, um in die Gänge zu kommen. Neben einer Forcierung des Dachausbaus müssen auch Flächen für den Ausbau der PV vorausschauend ausgewiesen werden“.

Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria, zeigt zudem die Dringlichkeit eines umfassenden Netzausbaus auf. Wieder einmal werde deutlich, „dass wir neben der geforderten Anlagenleistung die Stromnetze dort brauchen, wo Potentiale für erneuerbare Erzeugung existieren. Dafür ist ein umfassender Netzausbauplan notwendig, der die Bereiche mit Potential für Erneuerbare mit einbezieht. Die Netzbetreiber stehen ebenso wie die Bundesländer in Handlungspflicht“.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOs: UNSPLASH, SHUTTERSTOCK

„Unehrliches Polit-Spiel mit dem Strompreis“. „Experten kritisieren Strompreise als intransparent und kompliziert“. „Strompreis bleibt laut Studie wohl auf Jahre hinaus hoch“. Es sind Schlagzeilen wie diese, die auch im Sommer 2023 deutlich machen: Die Verunsicherung rund um die Energiekosten hält nach wie vor an. Und wird uns noch lange begleiten. Mehr denn je sind daher individuelle Lösung und innovative Projekte gefragt, um den Menschen Sicherheit zu geben und die heimische Wirtschaft nachhaltig zu stärken.

PPA: Langfristig, günstig, nachhaltig

Eine dieser innovativen – und der zukunftsweisendsten – Lösungen sind PPAs (Power Purchase Agreements). Individuelle Lieferverträge von Erneuerbarer Energie, direkt abgeschlossen zwischen Stromerzeuger und -abnehmer. Deren wesentlicher Vorteil liegt auf der Hand: Dauerhaft stabile Strompreise, die im Allgemeinen unter den gängigen Marktpreisen liegen. Ein verbesserter Cashflow, indem der Kapitalaufwand durch Betriebskosten ersetzt wird. Zudem entstehen keine baulichen oder betrieblichen Risiken.

Somit ist ein PPA aktuell der Weg, Industrie und Haushalte zuverlässig mit Grünstrom zu versorgen. Und das langfristig. Langfristig kostengünstig. PPAs sind allerdings auch ein Instrument, um die heimischen Klimaziele zu erreichen, da mittels PPAs Kraftwerke unabhängig vom Erneuerbare-Energien-Gesetz finanziert und errichtet werden können.

Als österreichischer Grünstromerzeuger ist Enery in diesem Bereich Vorreiter der ersten Stunde und zeigt regelmäßig, welche Möglichkeiten derartige Stromlieferverträge bieten. So konnte erst im Juli 2023 der Abschluss eines Virtual Power Purchase Agreement (VPPA) mit Ursus Breweries, einem Unternehmen von Asahi Europe and International, verkündet werden. Der rumänische Bierproduzent wird die Stromproduktion aus einem neu zu errichtenden Solarpark mit einer Kapazität von mehr als 50 MWp in Rumänien beziehen. „Unser Bestreben ist, Unternehmen auf ihrem Weg zur CO₂-Neutralität zu unterstützen und dafür zuverlässig günstigen Grünstrom bereitzustellen“, erklärten Enerys CEO Richard König und CCO Severin Vartigov dazu. Der Aufbau einer nachhaltigen, langfristigen Partnerschaft basiere auf dem gemeinsamen Ziel, die Umwelt für die Menschen in der Region zu verbessern und gleichzeitig kostengünstig und innovativ zu bleiben.

Asahi Europe and InternationalEnery und Ursus Breweries: Nachhaltige Partnerschaft (Foto: Asahi Europe and International)

Zuverlässig, kalkulierbar

Wenige Wochen zuvor wurde bereits ein PPA zwischen Enery und KCM AD, dem führenden Bergbau- und Metallurgie-Unternehmen Bulgariens, abgeschlossen. Der ganz auf die Anforderungen des Kunden zugeschnittene Vertrag mit einer Laufzeit von zwölf Jahren ermöglicht KCM AD den langfristigen Bezug von sauberem Strom aus Enerys neuem bulgarischen Solarpark. Zu überschaubaren, kalkulierbaren Stromkosten. Ganz zu schweigen vom reduzierten CO₂-Fußabdruck des Unternehmens.

Dementsprechend zufrieden zeigte sich daher auch dessen Management: „Die Kooperation zwischen verantwortungsbewussten Energieverbrauchern und kompetenten Lieferanten und Produzenten grüner Energie ist von zentraler Bedeutung für die Erreichung der europäischen Klimaziele. Wir sind zuversichtlich, dass das Projekt während seiner gesamten Laufzeit zum Maßstab für die beste Geschäftspraxis bei der Umsetzung umweltfreundlicher Lösungen in der EU werden wird.“ Auch bei Enery war die Freude über die Zusammenarbeit groß. „Unsere Mission ist es, zuverlässigen und erschwinglichen Ökostrom zu liefern, und diese Partnerschaft mit KCM AD entspricht voll und ganz unserer Vision.“

Lukas Nemec, Richard Koenig Enerys COO Lukas Nemec und CEO Richard König (Foto: Enery)

Kompetitiv, wettbewerbsfähig

Selbstverständlich setzt Enery auch in Österreich laufend wichtige Schritte auf dem Weg zur Klimaziel-Erreichung. So konnte nun die Lenzing AG als Großabnehmer für Grünstrom gewonnen werden. Der führende Produzent von biologisch abbaubaren, holzbasierten Spezialfasern für die globale Textil- und Vliesstoffindustrie konnte sich mittels PPA langfristig günstigen und sicheren Grünstrom sichern.

Richard König und Lukas Nemec, COO Enery, zeigten sich sichtlich erfreut über den spektakulären Deal. „In diesem turbulenten Marktumfeld freuen wir uns besonders, im Rahmen unserer Industriepartnerschaft dazu beitragen zu können, dass die österreichische Industrie kompetitiven und nachhaltigen Grünstrom erhält, um weiterhin international wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Das Fazit ist klar. Der Schlüssel zu ebendieser Wettbewerbsfähigkeit und zum wirtschaftlichen Erfolg liegt in langfristigem, kostengünstigem, zuverlässigem Grünstrom. Und damit in Enerys PPAs.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOs: ENERY, UNSPLASH, ASAHI

Lichtenwörth im niederösterreichischen Industrieviertel. Genauer: im Bezirk Wiener Neustadt, direkt an der Grenze zum Burgenland. Knapp 3.000 Menschen leben hier. Und das tun sie, zumindest was die Stromversorgung betrifft, völlig autark. Denn das kleine Lichtenwörth produziert große Mengen an Strom. Strom, den man selbst nutzen kann. Die Gemeinde hat nämlich die größte Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) Österreichs gegründet und kann als solche den erzeugten Strom günstig an seine Bewohnerinnen und Bewohner abgeben.

Ersparnis von über einem Drittel

„Alle können mitmachen!“, betonen dabei die Verantwortlichen. „Egal, ob Haushalt oder Gewerbe, mit oder ohne eigene Stromerzeugung, wie zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage“. Wird nämlich mehr Strom produziert, als man für den Eigengebrauch benötigt, wird der Überschuss automatisch auf die anderen Teilnehmenden der EEG aufgeteilt. Der Strom bleibe so nicht nur „im Ort“, wie es heißt: Er ist auch deutlich günstiger als vom herkömmlichen Stromanbieter. Die Ersparnis pro Kilowattstunde (kWh) liege demnach bei einem Preis von 26,4 Cent/kWh bei rund 30 Prozent. Mit der quasi aus der Nachbarschaft bezogenen Energie werden darüber hinaus nicht nur die überregionalen Stromnetze entlastet, es entfallen so auch bis zu 60 Prozent der Netzgebühren. Die Gesamtersparnis betrage daher mehr als 35 Prozent gegenüber dem lokalen Versorger, so die Gemeinde.

Gemeinde LichtenwörthGemeinde Lichtenwörth (Foto: lichtenwoerth.at)

„Die globalen Herausforderungen des Klimawandels und der Energieversorgung werden uns alle noch sehr lange beschäftigen“, erklärt dazu der Lichtenwörther Bürgermeister Manuel Zusag. „Wir in Lichtenwörth wollen nicht einfach nur zusehen und auf andere warten, sondern dort, wo wir Möglichkeiten haben, zeitgerecht handeln.“

Freiflächenanlage auf brachliegendem Grund

Beim Lichtenwörther Strom handelt es sich um hundertprozentigen Grünstrom. Neben privaten Photovoltaik-Anlagen wurde auf einem ehemaligen Acker des Landwirten Friedl Pauer-Rüel ein Solarpark errichtet. Die Freifläche war für landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet, darum entschied sich ihr Besitzer für die PV-Anlage. Mittlerweile hat Pauer-Rüel mit der Energiegemeinschaft Lichtenwörth einen Zehnjahresvertrag abgeschlossen, was für Sicherheit auf Abnehmer- und Anbieterseite sorgt. Drei PV-Anlagen produzieren nun auf dem einst brachliegendem Land insgesamt 3,6 Megawatt Strom. Zusammen mit einer Biogasanlage erzeugt Lichtenwörth damit insgesamt Strom für 2.900 Haushalte – wobei es im Ort lediglich 1.300 Haushalte gibt.

EEG Lichtenwoerth Wr. Neustadtv.l.: wnsks-Geschäftsführer Peter Eckhart, Stadtrat Franz Dinhobl, die Bürgermeister Klaus Schneeberger &
Manuel Zusag, EEG-Geschäftsführer Andreas Stingl (Foto: Stadt Wiener Neustadt/Michael Weller)

Der produzierte Energie-Überschuss hat allerdings schon einen Abnehmer außerhalb der Gemeinde: Er geht an ein weiteres Mitglied der EEG, die wnsks (Wiener Neustädter Stadtwerke und Kommunal Service) GmbH, Tochtergesellschaft der Stadt Wiener Neustadt. Diese kann jährlich bis zu 1,3 Gigawattstunden Strom aus Lichtenwörths erneuerbarer Energie zu günstigen Konditionen beziehen. Manuel Zusag: „Unsere Energiegemeinschaft ist ein funktionierendes Anti-Teuerungsmodell und ein wesentlicher Beitrag zur CO₂ -Einsparung. Lokalerzeugter, grüner Strom wird auch lokal verbraucht, das bringt mehr Unabhängigkeit vom Energiemarkt. So wird effizienter Klimaschutz von Bürgern mitgetragen und gelebt“.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTO: SHUTTERSTOCK

Wer Diskussionen rund um neue Standorte für die Erzeugung von erneuerbaren Energien verfolgt, kennt den Standpunkt: Man müsse insbesondere Gebäude, Parkplätze & Co. für integrierte Photovoltaik (PV) nutzen, um die Klimaziele zu erreichen. Experten halten dem allerdings einiges entgegen. So eignet sich beispielsweise gerade einmal ein Drittel von Dachflächen und Fassaden für die Sonnenstromproduktion; ganz abgesehen davon, dass die für eine hohe Stromproduktion notwendige Vielzahl an Gebäuden für einen extremen Aufwand sorgt. An Installationsarbeit, an Genehmigungen. Und damit einhergehend für hohe Kosten.

Für Experten wie Hubert Fechner, Obmann der Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik, steht daher fest: Um die Klimaziele zu erreichen, führt kein Weg an Freiflächen-Photovoltaik vorbei. Und sie rechnen vor, dass die bis 2030 gesteckten Ziele von 11 Terawattstunden (TWh) zusätzlicher PV-Leistung nur erreichbar sind, wenn Freiflächenanlagen im Ausmaß von rund 5,7 TWh errichtet werden. Dies entspricht wiederum einer Gesamtfläche von 70 bis 80 km².

Biodiverses Land statt brachliegendem Land

Und dennoch zögern Grundbesitzer immer wieder, ihr Land für Photovoltaik zur Verfügung zu stellen. Wobei die Skepsis völlig unangebracht ist, denn die Installation einer Anlage stellt eine klassische Win-Win-Situation dar. Ein Solarpark leistet nämlich nicht nur für einen enorm wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz. Die Flächen bieten auch einen lokal wirksamen ökologischen Mehrwert. Schließlich wird der Boden bei der Aufstellung einer PV-Freiflächenanlage nicht versiegelt (99 % der genutzten Fläche bleibt erhalten), er wird vielmehr zum Lebensraum verschiedener Tier- und Insektenarten. Feldhamster, Brutvögel, Heuschrecken, Schmetterlinge, Eidechsen. Sie alle, zeigt die Vergangenheit, siedeln sich in den von den Freiflächenanlagen geschützten Bereichen an. Auch die Beweidung, beispielsweise mit Schafen, ist hier möglich. Die hat zusätzlich den positiven Effekt, dass im wahrsten Sinne des Wortes kein Gras über die Sache, sprich: die Module wächst.

PV-Freiflächeanlage Biodiversität

Auch Bienenvölker fühlen sich in Solarparks pudelwohl.

Sogar die landschaftliche Einbindung einer PV-Freiflächenanlage ist möglich. So können Heckenpflanzungen als Sichtverschattungen dienen (wobei stets die ökologische Wirksamkeit der Hecke in Vordergrund steht). Auch der Erhalt von bestehender Vegetation wie Baumreihen, Büschen und Sträuchern wird sichergestellt. Darüber hinaus können auch Umzäunungen begrünt werden.

Die Wärmespeicherkapazität von Solarpaneelen ist deutlich geringer als jene von Beton oder Asphalt, dadurch kühlen sie nachts viel schneller ab als versiegelte Flächen. Zudem ist durch die Beschattung des Bodens dessen Temperatur im Vergleich zu unbeschatteten Flächen gerade in den aktuellen Hitzesommern geringer, im Winter wiederum sorgt die Anlage für eine geringere Wärmeabgabe des Bodens. Dieser weist dann eine höhere Temperatur auf als nicht beschirmte Flächen. Hubert Fechner bestätigt demnach auch explizit die biologischen Aspekte von PV-Freiflächen. Diese können „zusätzlich zur Energiegewinnung noch eine hohe biologische Wertigkeit aufweisen.“

PV-Freiflächenanlagen: Win-Win-Situation

Grundbesitzer profitieren allerdings nicht nur in ökologischer und klimatischer Hinsicht. Gerade brachliegende Flächen, beispielsweise entlang von Autobahnen oder anderen Hochgeschwindigkeitsstraßen, können so eine neue Nutzung erfahren. Was insbesondere in Hinblick auf die durch die PV-Aufstellung langfristige Pachteinnahmen für Grundbesitzer eine interessante Option darstellt.  Ein weiterer Vorteil: Die Möglichkeit der direkten Stromlieferung durch die Anlage auf dem eigenen Betriebsgebiet (Onsite Contracting), inklusive einer fixierten Strompreisgarantie durch einen Stromliefervertrag (PPA).

Auch im Vergleich mit dem Anbau von Biopflanzen für die Energiegewinnung, wie zum Beispiel Raps, geht Photovoltaik als klarer Sieger hervor. Man gewinne „aus einem Hektar, der für PV genutzt wird, um ein Vielfaches mehr Energie als auf einem Hektar, wo Bioraps oder irgendeine andere Biodieselpflanze angepflanzt wird, die dann auch noch erst verarbeitet werden muss“, bestätigt Hubert Fechner. „Es ist also überhaupt keine Frage, dass PV wesentlich effizienter ist als der Anbau von Biopflanzen für die Energiegewinnung.“

Last, but not least: Nach ihrer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren kann die Photovoltaik-Anlage problemlos abgebaut werden. Rückstandslos. Ohne jegliche Folgen für den Boden.  Die Tier- und Pflanzenwelt der Freifläche bleibt erhalten; die geschaffene Biodiversität bleibt bewahrt. Was will man mehr?

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: ENERY

Bis zum Jahr 2050 werden laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) weltweit bis zu 80 Millionen Tonnen an ausgedienten Solarmodulen anfallen. Die Daten für diese Schätzung sind jedoch bereits vor der aktuellen Energiekrise sowie vor der intensiven Bewusstseinsbildung über den menschengemachten Klimawandel erhoben worden – und dürften daher als niedrig anzusehen sein. Immerhin muss es allein in Österreich bis 2030 zur Erreichung der heimischen Klimaziele einen Zuwachs von mindestens 11 Terawattstunden (TWh) an Photovoltaik-Strom geben.

Klar ist: Am intensiven Ausbau von Photovoltaik (PV) führt kein Weg vorbei. Die Zahl der PV-Anlagen wird global deutlich steigen. Muss steigen.

Bleibt die – auf den ersten Blick wohl etwas absurd – klingende Frage: Worin liegt die Zukunft von PV-Module nach ihrer Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren? Die – wiederum gar nicht absurde – Antwort darauf lautet nicht nur in Zeiten der Klima- und Energiekrise: In der Wiederverwertung. So fallen Solarpaneele in die EU-Richtlinie WEEE (Waste of Electrical and Electronic Equipment); diese besagt, dass 85 Prozent aller verkauften Module eingesammelt und insgesamt 80 Prozent recycelt werden müssen. Lag dabei der Fokus in der Vergangenheit bei EoL- und defekten PV-Modulen typischerweise darauf, sie in allgemeinen Recyclinganlagen als „normalen“ Glas- und/oder Elektroschrott zu verarbeiten, so konnten zuletzt in Forschung und Entwicklung wichtige Fortschritte in Richtung tatsächlichem PV-Recycling erzielt werden. Auch bei der Rückgewinnung von anderen Modul-Bestandteilen wie Silizium, Aluminium, Silber, Kupfer oder Zinn.

PV-Recycling: Alles forscht

In Deutschland arbeitet das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP unter anderem an einem Verfahren, das Solarsilizium wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzubringen. In Österreich wiederum nahm sich das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) gemeinsam mit insgesamt acht Partnern aus Forschung und Industrie, allen voran dem österreichischen Photovoltaikmodul-Herstellers KIOTO Photovoltaics GmbH, des Themas im Forschungsprojekt PVRe² an. Ziel war „die Steigerung der Nachhaltigkeit der Stromerzeugung aus der Photovoltaik durch die Optimierung der Recyclingprozesse von PV-Modulen, die Erhöhung der Recyclingfähigkeit und Verringerung der Umweltbelastung durch PV-Module sowie die Entwicklung von Konzepten zur Reparatur von beschädigten PV-Modulen im Feld“, wie es seitens des Instituts heißt.

ACR Innovationspreis OFI KIOTO

ACR Innovationspreis für OFI und KIOTO für das Forschungsprojekt PVRe² (Foto: CR/APA-Fotoservice/Juhasz)

Kurz: Man entwickelte Methoden, um einerseits die Lebensdauer von PV-Modulen durch innovative Reparaturlösungen zu verlängern und andererseits, durch den Einsatz neuer Materialien, das Recycling einzelner Komponenten zu ermöglichen und so das End-of-Life Management zu optimieren. Ein Solarpaneel ist laut OFI-Projektleiterin Gabriele Eder ein „Multimaterial-Verbund mit vielen verschiedenen Materialien, die wir am besten schichtweise auftrennen müssen, damit wir sie einzeln recyceln können möglichst wieder in einen Materialkreislauf hineinbringen“. Mittels Nahinfrarot-Spektrometer konnte ein Verfahren zur zerstörungsfreien Materialidentifikation entwickelt werden.

Milliarden aus Recycling

In PVRe2 wurde in den Jahren 2018 bis 2021 zudem nach neuen Materialien für die Einkapselung der Solarzellen, also jene polymeren Schichten, die Solarzellen umgeben und beispielsweise als Schutz vor Witterungseinflüssen dienen, geforscht. Beispielsweise entwickelte man Stoffe, die keine störende Essigsäure produzieren, welche Zellen korrodieren lässt: „Unsere Forschungsergebnisse sind direkt in die Produktentwicklung eingeflossen“, so Eder. Das Projekt zum PV-Recycling erhielt 2022 den Innovationspreis der ACR (ACR – Austrian Cooperative Research), die diesen jährlich gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft vergibt.

Letzteres ist aus gutem Grund hier mit dabei: Was man nämlich ganz profan nicht außer Acht lassen sollte: Im PV-Recycling liegt Geld. Viel Geld. IRENA prognostiziert für 2050 einen Gesamtwert von bis zu 15 Milliarden US-Dollar für technisch verwertbare Rohstoffe aus PV-Paneelen. Zudem entstehen durch das relativ neue und immer größere werdende Feld des Photovoltaik-Recyclings neue Industriezweige mit einer Vielzahl an Arbeitsplätzen. Und das ist neben dem umwelt- und klimatechnischen Aspekt ein weiterer Grund, positiv in die Zukunft zu blicken. Photovoltaik sei Dank!

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: UNSPLASH, ACR/APA-Fotoservice/Juhasz

Im Jahr 2030 soll heimischer Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen, 2040 soll das Land klimaneutral sein. Dazu muss der Ausbau von Photovoltaik in Österreich vorangetrieben werden, das steht laut Expert:innen fest. Wir haben die zuständige Ministerin Leonore Gewessler gefragt, welche Maßnahmen die Bundesregierung dazu – und generell für die Erreichung die Klimaziele – plant.

Laut Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) muss es in Österreich bis 2030 einen Zuwachs an Photovoltaik-Strom von mindestens 11 Terawattstunden (TWh) geben. Wie kann dieses Ziel erreicht werden?

Leonore Gewessler: Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz haben wir die erste umfassende Reform des Stromsektors seit 20 Jahren geschaffen. Damit haben wir die zentrale gesetzliche Grundlage für die Energiewende realisiert. Die ist wesentlich im Kampf gegen die Klimakrise, wo wir vor drei Jahren eine Aufholjagd beim Klimaschutz gestartet haben. Denn leider ist in der Vergangenheit viel zu lange viel zu wenig passiert. Und es zeigt sich: Klimaschutz und Energiewende, ja es geht. Wir haben in den letzten drei Jahren jedes Jahr einen Ausbaurekord bei der Photovoltaik hingelegt und arbeiten daran, das zu verstetigen. Wir haben die Verfahren beschleunigt und Rekordförderbudgets aufgestellt. Genauso wie wir auf Bundesebene unsere Hausaufgaben erledigen müssen, sind auch die Länder und Gemeinden gefragt und müssen ihren Beitrag leisten. Für die Energiewende braucht es das Engagement aller. Mit dem österreichischen Netzfinfrastrukturplan arbeiten wir aktuell daran, das Übertragungsnetz fit zu machen und mit dem Bund-Länder Dialog wollen wir mit den Ländern intensiver zusammenarbeiten, um auch die nötigen Flächen auf Dächern, aber auch Freiflächen, zu mobilisieren, denn dafür sind wiederum die Länder zuständig. Insgesamt sind wir auf einem guten Weg.

Die österreichische Energieagentur (AEA) hat erklärt, es werde Agri-PV benötigt, eine kombinierte landwirtschaftliche und Energieerzeugungsnutzung von Agrarflächen, um die Klimaziele zu erreichen. Wie sehen Sie diese Einschätzung?

Leonore Gewessler: Ja, das teile ich. Wir haben schon vor zwei Jahren ein Pilotprogramm gestartet, in dem wir auch Agri-PV Projekte inklusive Forschungsbegleitung auf den Weg gebracht haben. Daraus haben sich hervorragende Projekte ergeben, die europaweit herzeigbar sind. Die Standorteignung ist natürlich immer projektbezogen zu klären. Eine sinnvolle Kombination in vielen Fällen steht außer Frage und kann oft einen Mehrwert liefern.

Die AEA kritisiert zudem, dass manche Bundesländer Photovoltaik nur gebäudeintegriert oder auf Dachflächen implementieren wollen und PV-Freiflächenanlagen ablehnen. Was sagen Sie zu dieser Kritik?

Leonore Gewessler: Die Kompetenzen sind in Österreich verfassungsrechtlich detailliert geklärt und als Land müssen wir zusammenhelfen, um unsere Ziele zu erreichen und der Bevölkerung sichere, saubere und leistbare Energie bereitzustellen. Das erwarten sich die Menschen. Wie ein Bundesland diese Ziele verfolgt, steht ihm frei. Wir sehen aber, dass durch Ausschluss von Windenergie oder Einsatzmöglichkeiten von Photovoltaik eine Zielerreichung nicht leichter wird und, dass es wenig Gründe gibt, das so selektiv zu tun. Potential für mehr Erneuerbare gibt es in allen Bundesländern. In manchen gibt es mehr Möglichkeiten für Windkraft oder Photovoltaik, in manchen gibt es weniger. Hier kann jedes Bundesland seinen Beitrag für die Zukunft leisten. Wir brauchen einen Energiemix, der sich gut ergänzt. Im Winter gibt es weniger Wasserkraft, dafür mehr Windkraft. Das ergänzt sich gut und das sollten wir natürlich nutzen. Insgesamt brauchen wir für eine leistbare, sichere und saubere Energieversorgung in Österreich wieder mehr Erzeugung in Österreich. Das hat uns spätestens die Gaskrise gezeigt.

Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung bezüglich Agri-PV und Freiflächenanlagen?

Leonore Gewessler: Wir haben hier bereits vieles umgesetzt. Es gibt höhere Förderungen für Agri-PV Anlagen und überall, wo man durch innovative Ansätze gute kombinierte Ansätze der Nutzung hat, ebenfalls. Wir haben auch im Elektrizitätswirtschaftsgesetz bereits viele Erleichterungen umgesetzt und werden das auch weitermachen, denn natürlich brauchen neue Konzepte auch neue Lösungen und somit bewegliche Gesetze und Regularien. Was wir aber klar sagen müssen ist, dass auch der Naturschutz eine wichtige Rolle spielt. Denn nicht jede vermeintlich leere Fläche ist geeignet, um genutzt zu werden. Der Flächenverbrauch in Österreich ist nicht nur wegen der Bodenversiegelung ein Problem, sondern auch weil wir Naturräume wegnehmen, die ja eigentlich unsere Lebensgrundlagen sind. Es gibt eine gewaltige Menge an Flächen, die man gut kombiniert nutzen kann. Daran sollten wir arbeiten.

Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung generell bezüglich PV-Ausbau?

Leonore Gewessler: Wie erwähnt – es gibt bereits sehr viel. Ich bin oft auch überrascht, wie viel wir beispielsweise bei elektrizitätsrechtlichen Fragen bereits beschlossen haben. Aber in der Umsetzung seitens unterschiedlicher Stellen ist noch einiges zu tun. Stichwort: Digitalisierung und Transparenz. Da schauen wir sehr genau hin. Ich muss auch klar sagen: Behörden müssen entsprechend ausgestattet werden. Denn was hilft ein gesetzlich definiertes Prozedere, wenn die Menschen fehlen, die es bearbeiten oder sicherstellen, dass es korrekt angewendet wird? Dafür kann nicht etwa mein Ministerium sorgen, da sind unter anderem die Länder verantwortlich. Gleichzeitig müssen wir als Bund natürlich beständig für den passenden gesetzlichen Rahmen sorgen. Dazu novellieren wir derzeit das Elektrizitätswirtschaftsgesetz und werden auch mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz ein größeres Paket vorlegen, sodass auch die PV rascher genehmigt und gebaut werden kann.

Leonore Gewessler , Enery-Interview

„In der Umsetzung ist noch einiges zu tun“ – Ministerin Leonore Gewessler (Foto: BMK/Cajetan Perwein)

Laut PV Austria klagen Unternehmen über lange Wartezeiten, fehlende Einspeisemöglichkeiten, unklare Bedingungen, aufwändige Genehmigungsverfahren von PV-Anlagen in den Bundesländern sowie über Mangel an Fachpersonal. Wie begegnen Sie dieser Kritik?

Leonore Gewessler: Auf Bundesebene bin ich es mittlerweile gewohnt, dass wir gleichzeitig drei, vier Gesetze und einige Verordnungen bearbeiten, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Klar, das „Energieministerium“ ist für Energie verantwortlich. Aber es gibt mehr als genug Herausforderungen, die ganz wo anders liegen, etwa im Vollzug, in der Umsetzung. In einem Rechtsstaat gibt es Zuständigkeiten, die man ansprechen muss. Ein Gesetz zu novellieren dauert seine Zeit. Was oft vergessen wird: Man kann auch bestehende Gesetze vollziehen, die Behörden entsprechend ausstatten und auch bei den zuständigen Stellen konkret daran arbeiten, wie Genehmigungen einfacher werden.

Heimische Grünstromerzeuger fordern daher unter anderem eine einheitliche Regelung für Zonierung und Genehmigung von geeigneten Flächen für Photovoltaik sowie die Transparenz von Netzzugängen. Was sagen Sie zu diesen Forderungen?

Leonore Gewessler: Wie erwähnt arbeiten wir an einer Novelle des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes für das Transparenz-Thema und an einem Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz, das auch einige Vorteile bei den Flächen beziehungsweise der Genehmigung für die PV bringen wird. Aber ich muss auch sagen: Sehr viel davon ist bereits jetzt möglich und sollte auch gemacht werden. Vollzugsbehörden, aber auch die zuständigen Stellen – beispielsweise für eine Zonierung in den Bundesländern – sind die richtigen Ansprechpartner, um an Lösungen im bestehenden Rechtsrahmen zu arbeiten. Ja, der gesetzliche Rahmen gehört insgesamt neugestaltet, aber man muss auch endlich anfangen, den bestehenden Rahmen zu nutzen. Da ist schon sehr viel möglich.

Integrierte PV ist gerade im städtischen Raum noch gering ausgebaut, auch bei öffentlichen Gebäuden. Wie sehen Sie hier die Entwicklung?

Leonore Gewessler: Da tut sich einiges, auch wenn gerade im dichtverbauten Raum über Jahre hinweg viel zu wenig passiert ist. Insgesamt haben wir recht umfassende Förderinstrumente, sowohl in der Marktförderung als auch in der Innovation um das Segment „integrierte PV“ voranzubringen. Aufgrund der preislichen, aber auch der technologischen Entwicklung wird das sehr wahrscheinlich ein Bereich mit großem Wachstumschancen.

Wie sehen Sie die konkrete Entwicklung in Wien, wo es beispielsweise die Möglichkeit gibt, beim gemeinnützigen städtischen Wohnbau flächendeckend PV zu installieren?

Leonore Gewessler: Der gemeinnützige Wohnbau ist natürlich ein großer Hebel. Der Wohnbau insgesamt. Es macht sehr viel Sinn, flächendeckend in ganz Österreich Sonnenkraftwerke zum Standard auf Gebäuden zu machen. Es birgt viele Vorteile.

Welche Forderungen stellen Sie generell beim Ausbau von erneuerbarer Energie an Bundesländer, Städte und Gemeinden?

Leonore Gewessler: Es ist wenig zielführend, sich gegenseitig Forderungen auszurichten. Das mag kurzfristig eine nette Schlagzeile bringen, aber löst keine Probleme. Jede Ebene hat ihren Verantwortungsbereich. Zentral ist die jeweilige Rolle wahrzunehmen und aus dieser heraus zu gestalten und umzusetzen. Das erwarten die Menschen von uns. Wir haben mit dem Bund-Länder-Dialog beispielsweise ein Instrument, wo wir mit den Ländern gemeinsam darüber sprechen, wie man den Ausbau Erneuerbarer schneller voranbringen kann, und ausmachen, wo wir die Bundesländer in ihrem Verantwortungsbereich unterstützen können. Aber zum Gelingen müssen eben alle ihren Beitrag leisten.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: BMK/CAJETAN PERWEIN

Die Ziele der Europäischen Union im Kampf gegen die Klimakrise sind überaus ambitionierte. So sollen bis 2030 allein die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich mit 1990 um mindestens 55 Prozent verringert werden. Mit dem Europäischen Klimagesetz verpflichtet sich die EU sogar, bis 2050 klimaneutral zu werden, also Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Photovoltaik kommt bei der Erreichung der Klimaziele eine entscheidende Bedeutung zu; ihr Ausbau – unter anderem auf Freiflächen und als Agri-PV – ist unerlässlich, denn Solaranlagen auf Fassaden und Dächern können trotz ihrer Effektivität nicht allein den steigenden Energiebedarf decken. Insbesondere in Österreich wird die Errichtung von Photovoltaikanlagen in großem Ausmaß regelmäßig zum bürokratischen (und politischen) Hindernislauf. Dabei sind der Kreativität bei der Errichtung von Solarparks keine Grenzen gesetzt, wie Beispiele aus anderen Ländern beweisen. Wir laden daher nun zu einer kleinen, feinen Reise zu einigen der spektakulärsten Photovoltaik-Anlagen der Welt ein.

Auf die Größe kommt es an

Wir starten unsere Reise am indischen Subkontinent. Dort, im Distrikt Jodhpur, befindet sich mit dem Bhadla Solar Park die größte aller Photovoltaik-Anlagen weltweit. Sie ist aktuell globaler Spitzenreiter, was die Ausdehnung, als auch die Kapazität betrifft: Auf einer Fläche von knapp 57 Quadratkilometern weist das Kraftwerk eine installierte Leistung von 2.245 MW auf. Initiiert von der Rajasthan Renewable Energy Corporation Limited (RRECL), wurde der Bhadla Solar Park seit 2015 in vier Bauphasen um umgerechnet rund 1, 2 Milliarden Doller errichtet. 2020 ging er ans Netz.

Photovoltaik-Anlagen Bhadla, Indien

Bhadla Solar Park

Hoch hinaus

Ebenfalls seit September 2020 liefert die erste hochalpine Photovoltaik-Großanlage Solar Albigna Grünstrom. Insgesamt 1.280 Solarpaneele wurden dazu vom Betreiber ewz (Elektrizitätswerk der Stadt Zürich) auf einer Länge von 670 Metern an der Staumauer des Albignasees im schweizerischen Bergell, Kanton Graubünden, auf 2.100 Metern Seehöhe installiert. Laut den Verantwortlichen können mit einer Gesamtleistung von 410 Kilowatt Peak (kWp) pro Jahr rund 500 Megawattstunden Naturstrom produziert werden. Dies entspricht dem jährlichen Strombedarf von zirka 210 Stadtzürcher Haushalten.

Photovoltaik-Anlagen Solar Albigna, Schweiz

Solar Albigna

Schüssel zum Erfolg

Wir bleiben noch ein wenig in der Schweiz und richten den Fokus auf eine Wiederverwertung des besonderen Art. Hier, genauer in Leuk-Stadt im Kanton Wallis, wandelt der Netzbetreiber CKW (Centralschweizerische Kraftwerke AG) ausgediente Satellitenschüsseln in Photovoltaik-Anlagen um.

 

Photovoltaik-Anlage Leuk Teleport and Data Centre AG

Leuk Teleport and Data Centre AG

Die Idee dazu stammt vom Netzwerkdienstleister Leuk Teleport & Data Centre (TDC), der insgesamt drei der Schüsseln auf seinem Rechenzentrum auf 1.000 Metern Seehöhe umrüsten wird; die erste liefert bereits Strom. Mit dem Pionierprojekt werden jährlich rund 110.000 Kilowattstunden Strom produziert; weitere Solarpaneele auf dem Dach des Rechenzentrums weisen eine zusätzliche Leistung von 550.000 kWh pro Jahr auf.

Glasklar

Es ist nicht das erste (Hoch-)Haus mit einer Fassade aus Solarpaneelen, aber mit Sicherheit das beeindruckendste: Im australischen Melbourne entwarf das Architekturbüro Kennon mit dem Projekt 550 Spencer einen Büroturm mit 1.180 Solarpaneelen.

550 Spencer

550 Spencer

Das achtstöckige Gebäude soll im Jahr 2024 fertiggestellt werden, und „50-mal mehr Strom erzeugen als eine Standard-Solaranlage auf dem Dach“, wie das Studio mitteilte. Dies bedeute eine Kohlendioxid-Reduktion von 70 Tonnen pro Jahr. Was Kennons Entwurf der 550-Spencer-Fassade von anderen derartigen Projekten unterscheidet: Er umfasst Solarzellen, die im Gegensatz zu gewöhnlichen Solarmodulen ein ähnliches Aussehen und eine ähnliche Dicke wie jene einer herkömmlichen Glasfassade haben. Die integrierte PV bleibt so zumindest auf den ersten Blick unsichtbar.

Wasser, marsch!

17 Hektar Fläche, 46.000 Solarpaneele. Das ist Europas größte schwimmende Photovoltaik-Anlage mit dem wunderschön bezeichnenden Namen O’Mega 1. Man findet sie auf einem künstlich angelegten See direkt neben der Rhone im 5.000-Seelen-Örtchen Piolenc im Süden Frankreichs. 4.700 Haushalte werden laut dem Betreiber Akuo Energy mit der Anlage, die unter anderem über Crowdfunding finanziert wurde, versorgt. Die im Oktober 2019 eingeweihte Anlage sorgte 2022 aufgrund eines Brands, dessen Auswirkungen allerdings rasch repariert wurden, für Schlagzeilen.

Photovoltaik-Anlagen O’Mega

O’Mega 1

Pandastisch

Wir beenden unsere Weltreise in China. Dort gibt es wohl eine der ungewöhnlichsten Photovoltaik-Anlagen der Welt. Eine, die (aus großer Höhe betrachtet) wie zwei Pandas aussieht. Die Idee dazu stammt aus dem Jahr 2015 – von der damals 15-jährigen Schülerin Ada Li Yan-tung, die davon überzeugt war, Menschen mit dem originellen Design für erneuerbare Energie begeistern zu können.

 Photovoltaik-Anlagen Datong

Panda-Kraftwerk Datong

Die Panda Green Energy Group machte sich danach tatsächlich daran, das Projekt im nordchinesischen Datong umzusetzen. Mit an Bord bei der Realisierung: das United Nations Development Program (UNDP); dieses plant neben dem Kraftwerk ein Jugendzentrum zu errichten, in dem Kinder und Jugendliche über erneuerbare Energien sowie Pandas als bedrohte Tierart lernen können. Der Solarpark, dessen erste Ausbaustufe 2017 ans Netz ging, hat eine installierte Leistung von 100 MWp.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: AZURE POWER, EWZ, CKW, KENNON, AKUO ENERGY, UNDP