7. November 2023
Studie zu Photovoltaik: Solar wird globale Energiequelle Nr. 1

Noch gibt es mancherorts Widerstand und einige bürokratische Hürden, doch mittlerweile steht fest: Photovoltaik wird in den kommenden Jahren zur dominierenden Energiequelle des Planeten. Dies beweist eine aktuelle Studie.

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Dass die Energiewende ohne Photovoltaik (PV) nicht zu schaffen sein wird, steht mittlerweile nicht nur für Expert:innen außer Frage. Gerade in Österreich müssen jedoch bei der Errichtung von Solarparks nach wie vor hohe politische und regulative Hürden überwunden werden. Die Forderung nach einem Abbau von Bürokratie und Intransparenz bei Genehmigungen und Netzzugängen wird immer lauter. Und das völlig zu Recht, wie eine aktuelle Studie zu Photovoltaik belegt.

Wendepunkt ist erreicht

Die Ergebnisse der Forschung der University of Exeter und des University College London zeigen, dass Solarenergie unweigerlich zur Hauptenergiequelle der Menschheit werden wird – und das aller Voraussicht nach noch vor 2050. Die wohl größte Überraschung: Laut Studie wird dieses Szenario auch ohne weitere politische Maßnahmen oder gesetzlichen Vorgaben eintreten, denn der „Wendepunkt“ hinsichtlich PV als dominierende Stromquelle auf der Erde wurde demnach bereits überschritten.

Studienleiterin Dr. Femke Nijsse vom Global Systems Institute der University of Exeter betont, dass ältere Prognosen zur globalen Energieversorgung, die auf fossilen Brennstoffen basieren, „nicht mehr realistisch sind“. Früher hätte man Innovation am Energiesektor „als etwas betrachtet, das außerhalb der Wirtschaft passiert“. In Wahrheit hätten Unternehmen aber den Fokus bereits verstärkt auf die Einführung neuer Technologien gelegt, so die Wissenschaftlerin. Daher könne man anhand von Modellen prognostizieren, „dass Photovoltaik bis zur Mitte dieses Jahrhunderts den globalen Energiemix dominieren wird.“

Femke NijsseFemke Nijsse, University of Exeter

Politik gefordert

Um diese Entwicklung zu beschleunigen, müsse sich dich Politik daher nun darauf konzentrieren, diverse Hindernisse aus dem Weg zu räumen. So heißt es in der Studie, die Instabilität der Stromnetze müsse möglichst rasch beseitigt werden. Neben deren Ausbau seien auch die Erweiterung der Speicherkapazitäten dringend notwendig – inklusive Richtlinien zur Steuerung der Nachfrage, wie beispielsweise Anreize zum Aufladen von Elektroautos außerhalb der Spitzenzeiten.

Für die Forscher:innen steht auch fest, dass die Staatengemeinschaft Finanzmittel für den Ausbau von Solarenergie in Ländern mit niedrigerem Einkommen – insbesondere in Afrika – zur Verfügung stellen muss. Auch für Private gäbe es hier ein enormes Investitionspotenzial. Zudem müsse jetzt schon die Grundlage für künftige Lieferketten von Rohstoffen wie Lithium und Kupfer geschaffen werden. Laut Studie wird 2040 die Infrastruktur für Erneuerbare Energien voraussichtlich 40 Prozent des Gesamtbedarfs an Kupfer und Metallen der Seltenen Erden, zwischen 60 und 70 Prozent für Nickel und Kobalt und fast 90 Prozent für Lithium ausmachen.

Es gibt viel zu tun

Last, but not least, weisen die Studienverantwortlichen auf den Widerstand jener Branchen hin, die sich noch auf fossile Energieträger stützen. Das Tempo der Energiewende hänge, so die Studie, aber nicht nur von den wirtschaftlichen Entscheidungen der Unternehmer ab, sondern auch von der Unterstützung der politischen Entscheidungsträger. Der Angst vor weltweiten Arbeitsplatzverlusten in den fossilen Brennstoff- und den davon abhängigen Industrien sollten mit regionalen Wirtschafts- und Industrieentwicklungsmaßnahmen begegnet werden. Die Politik sei aufgefordert, entsprechend auf Risiken durch den Widerstand rückläufiger Industriebereiche zu reagieren.

Die jüngsten Zahlen zu Erneuerbaren Energien sprechen jedenfalls für sich. So war der Anteil von Wind- und Solarstrom in der Europäischen Union im Jahr 2022 so groß wie noch nie. Und auch in Österreich gab es zuletzt Rekordwerte: Im Vorjahr wurde hierzulande erstmals Strom von mehr als einem Gigawattpeak Leistung mit Photovoltaikanlagen neu installiert. Die gesamt installierte PV-Leistung in Österreich betrug somit 3,8 Gigawattpeak, was rund 1,4 Millionen Tonnen eingesparte CO2-Emissionen bedeutet. Tendenz stark steigend.

Ziehen nun alle an einem Strang, sind die heimischen Klimaziele keine Utopie mehr.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: ENERY, UNIVERSITY OF EXETER