28. November 2023
"Die Energiewende ist ein ökonomisches, kein ökologisches Ziel"

Enery lud zur Energiekonferenz nach Wien – und zahlreiche Verantwortliche aus der Industrie nutzen die exklusive Möglichkeit, um über die Energiewende und die damit verbundenen Herausforderungen zu berichten und zu diskutieren.

Kaum ein Thema beschäftigt die nationale und internationale Wirtschaft aktuell so wie die Energie- und damit verbunden die Klimakrise. Wenn dann Enery als führender Entwickler, Besitzer und Betreiber von erneuerbaren Energiesystemen im CEE-Raum zahlreiche namhafte Expertinnen und Experten zur Enery Energiekonferenz einlud, um über ebendieses Thema zu informieren und zu diskutieren, war das Interesse naturgemäß dementsprechend groß. Und die Erwartungshaltung der Teilnehmenden genauso. Um es vorwegzunehmen: Sie wurden nicht enttäuscht.

Vernetzung Enery EnergiekonferenzEnery-Gründer Lukas Nemec und Richard König luden zur Enery Energiekonferenz

„Chancen, nicht Bedrohung“

Im exklusiven Ambiente des Wiener „Die Presse“-Studios eröffnete Wolfgang Anzengruber als Key-Note-Speaker die von Michael Köttritsch (Die Presse) moderierte Energiekonferenz. In seinem Vortrag über die Transformation des Energiesystems als Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft erklärte der ehemalige Vorstandsvorsitzender der Verbund AG einleitend, die Fakten zum Klimawandel seien nicht wegzuleugnen. „Wenn wir so weiter tun, werden wir es nicht schaffen“, so Anzengruber. Die Energiewende müsse allerdings als ökonomisches, nicht als ökologisches Ziel verstanden werden: „Grünstrom ist kein Selbstzweck: Die wirtschaftlichen Kosten werden steigen, wenn wir jetzt nicht handeln.“

Der jährliche Netto-Energieverbrauch in Österreich liegt bei 300 Terawattstunden, lediglich rund 36 Prozent davon kommen derzeit aus Erneuerbaren Energien. Um vollständig klimaneutral zu werden, sei somit klar, dass Photovoltaik (PV) massiv ausgebaut werden müsse. Hier wurde laut Anzengruber lange Zeit viel zu wenig getan, es gäbe einen enormen Aufholbedarf, aber: auch viel Potential. Klar sei: „Eine Million Dächer werden nicht reichen, um den Bedarf zu decken, wir brauchen bei Photovoltaik Freiflächen- und Großanlagen.“

Aufholbedarf sieht Wolfgang Anzengruber auch bei Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen, die „unerträglich lange dauern. Da müssen wir besser werden“, so der Experte. Zudem müsse darin investiert werden, Akzeptanz für die notwendigen Transformationen zu schaffen. „Es müssen die Chancen, nicht die Bedrohungen gesehen werden“, erklärte Anzengruber abschließend.

Infrastruktur & Bewusstseinsbildung

Gesellschaftliche Bewusstseinsbildung war auch eines der bestimmenden Themen in der anschließenden Podiumsdiskussion. Richard König (CEO Enery) betonte die Bedeutung von Akzeptanz für kritische Infrastruktur: „Es geht dabei um Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie“.  Das Commitment der Bevölkerung müsse an erster Stelle stehen, bekräftigte auch Michael Sponring (Territory Leader Energy, Utility & Resources at PwC Österreich), während Judith Obermayr-Schreiber (Geschäftsführerin Energie Ausschuss der Industriellenvereinigung) auf die bisher bereits erbrachten Leistungen der heimischen Industrie hinsichtlich der Transformation hinwies. Sie sah aber auch noch einen „enormen Kraftakt“, den man in Österreich vor sich habe.

Richard Koenig Enery EnergiekonferenzRichard König, Daniel Rath, Michael Sponring, Judith Obermayr-Schreiber, Wolfgang Anzengruber (v.l.)

Einig war man sich auf dem Podium, dass es keine Überregulierung auf dem Energiesektor geben solle. „So viel Regulierung wie notwendig, so viel Wettbewerb wie möglich“, meinte Daniel Rath (Head of Corporate Customers, Raiffeisen Bank International). Richard König plädierte zudem dafür, „europaweit“ zu denken: „Es ist technisch nicht schwierig, die Netze so auszubauen, dass wir ein europäisches Stromsystem haben. Und wir müssen große Infrastrukturprojekte im Erneuerbaren-Bereich auf den Weg bringen.“ Nachsatz: „Wir brauchen keine Förderungen, wir brauchen Netzanschlüsse.“ Wolfgang Anzengruber brachte es schließlich auf den Punkt: „Die Teuerung bei Strom kommt nicht von den Erneuerbaren, sie kommt vom Gas. Wir müssen jetzt handeln, denn das, was wir nicht haben, ist Zeit. Wir brauchen jetzt einen Ausbau der Speicherkapazitäten und der Infrastruktur.“

Über Enerys innovative Lösungsansätze, die Energiewende von Industrieunternehmen zu beschleunigen, wurden die Teilnehmenden anschließend im Impulsvortrag von Philipp Kamaryt, Enery Vicepresident Innovation, informiert. Mit der Enery Industry Partnership (EIP) biete man eine echte Partnerschaft, um gemeinsam mit Unternehmen die Energiewende auszugestalten. Betriebe profitieren neben der Energietransformation so auch mit einer Führungsrolle gegenüber dem Mitbewerb in Bezug auf Nachhaltigkeit, so Kamaryt. Enery könne mit langfristigen Verträgen Planbarkeit, Sicherheit und damit wirtschaftliche Vorteile in volatilen Zeiten schaffen.

Planbarkeit, Offenheit

Um Wettbewerbsfähigkeit ging es auch im zweiten Panel im Rahmen der Energiekonferenz. Der wirtschaftliche Aspekt, insbesondere Kostenreduktion, sei einer der wichtigsten Treiber für nachhaltige Maßnahmen in Unternehmen, erklärte Lukas Stühlinger (Gründer & Managing Partner FINGREEN): „Wer bei Dekarbonisierung am besten ist, wird wettbewerbsfähig sein.“ Und dafür brauche es die richtigen Partner. Philipp Kamaryt bekräftigte, dass „richtig gutes Energiemanagement entwickelt werden muss.“ Enery sei als effektives, schnelles Unternehmen hier Vorreiter. Energiebezug langfristig planen zu können sei ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor.

Panel Enery EnergiekonferenzPhilipp Kamaryt, Lukas Stühlinger, Anna Pölzl, Agatha Kalandra, Joseph Kitzweger, Michael Köttritsch (v.l.)

In Österreich herrsche allerdings oft die „Kultur des Zuwartens“, meinte Agatha Kalandra, Partner & Head of the Management Consulting at PwC Österreich: „Man schaut hierzulande gerne erst, was woanders passiert und geht selbst nicht in Vorreiterrolle.“ Auch die fehlende Datenlage in den Unternehmen sei immer wieder ein Problem – und wiederum das mangelnde Bewusstsein für die Thematik: „Man muss gegenüber neuen Technologien offen sein“, so Kalandras Appell. Anna Pölzl (CEO nista.io) wies darauf hin, dass der Energieverbrauch in der Industrie außerhalb der Produktionszeiten, also bei Stillstand aller Maschinen, rund 30 Prozent des Gesamtverbrauchs ausmache. 15 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs könnten effizienter und flexibler gestaltet werden, so Pölzl. Allerdings: „Energieeffizienz ist das unlustiges Thema, das es gibt. Wir müssen es Industrieunternehmen deshalb so einfach wie möglich machen.“ Ja, „die Österreicher sind Raunzer“, ergänzte schließlich Joseph Kitzweger (Direktor Sustainable Development, Holcim). „Aber wir bringen auch viel weiter, weil wir uns bemühen, miteinander zu können.“

Das Fazit der Enery Energiekonferenz: Der Weg zur Energietransformation ist noch lang und nur gemeinsam zu bewältigen. Aufgrund zahlreicher innovativer Lösungen ist es der heimischen Industrie jedoch möglich, den Weg erfolgreich zu gehen. Oder, wie es Wolfgang Anzengruber ausdrückte: „Es steht alles auf dem Spiel. Wir brauchen Optimismus, dass wir es ändern können.“

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: UND KOMMUNIKATION, ROLAND RUDOLPH