15. August 2023
Planungsleitlinie: Photovoltaik in der Landschaft

Der Bundesverband Photovoltaic (PV) Austria betont die Notwendigkeit des Ausbaus von Freiflächen-PV. Er hat daher dazu eine Planungsleitlinie erstellt, um Entwickler, Behörden, Politik und nicht zuletzt Grundbesitzern die notwendige Sicherheit und Referenzen mitgeben zu können.

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Zur Erreichung der Klimaziele ist laut Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) bis zum Jahr 2030 ein Zuwachs von Photovoltaik(PV)-Energie von mindestens 11 Terrawattstunden (TWh) notwendig. Nur rund ein Drittel aller Dachflächen und Gebäudefassaden eignet sich allerdings für PV-Anlagen, deren Nutzung ist zudem oft aufwändig und teuer. Das Gleiche gilt für PV-Installation auf bereits verbauten Flächen wie Carports, Deponien oder Lärmschutzwänden sowie auf Wasseroberflächen.

Für Expert:innen ist damit klar: Photovoltaik wird großteils auf bislang unbebauten Freiflächen errichtet werden müssen. Das technische Potenzial von Freiflächen-PV liegt in Österreich bei über 30 TWh; um knapp 6 TWh Leistung zu erhalten, braucht es gerade einmal 70 bis 80 Quadratkilometer. Umgerechnet sind das 0,25 bis 0,3 Prozent der heute landwirtschaftlich genutzten Fläche Österreichs. Allerdings bieten PV-Freiflächenanlagen viel mehr Möglichkeiten, als sie in Kombination mit Landwirtschaft zu installieren: Landwirtschaftlich nicht nutzbares, brachliegendes Land kann mittels Photovoltaik neue Nutzung erfahren und Grundbesitzern neue Ertragsmöglichkeiten bieten.

 Planungsleitilinie Freiflächen-PV EneryBrachliegende Flächen bekommen neue Nutzung sowie neuen Ertrag

Keine monofunktionale Flächen

Um dem Ausbau von Freiflächen-PV Rechnung zu tragen, hat der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria), die überbetriebliche und überparteiliche Interessensvertretung der österreichischen Photovoltaik- und Speicherindustrie, in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für Raumplanung (ÖIR) eine Planungsleitlinie für PV-Freiflächenanlagen erarbeitet und HIER zum Download bereitgestellt.

„Mit dieser Leitlinie wird ein Planungsstandard formuliert, der Planungssicherheit auf Seiten der Projektentwickler erhöhen und den zuständigen Sachverständigen auf Behördenseite eine Richtschnur geben soll. Schlussendlich soll sie der Kommunalpolitik und der lokalen Bevölkerung Referenz sein, wie eine gute PV-Freiflächenanlage ausschauen kann“, heißt es einleitend seitens der Verfasser.

Die genutzten Flächen seien nicht monofunktional, wird betont. Neben der Sonnenstromproduktion kann eine Freiflächenanlage Zusatznutzen beziehungsweise einen lokal wirksamen ökologischen Mehrwert bieten. Die Planungsleitlinie biete daher Umsetzungsstandards für die ökologische Multifunktionalität für PV-Freiflächenanlagen. „Grundlage ist dabei ein geeigneter Standort auf bislang unbebauten Flächen im sogenannten Dauersiedlungsraum“. In Abgrenzung dazu stehe jedenfalls die AgrarPhotovoltaik (Agri-PV), „bei der die landwirtschaftliche Nutzung im Vordergrund steht und die Elektrizitätsgewinnung einen gewollten Zusatzeffekt darstellt.“

Schafe Freiflächenanlage Enery PlanungsleitiliniePV-Flächen bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten

Entsiegelung & Biodiversität

„Allgemein ist das Potenzial an theoretisch geeigneten Freiflächen wesentlich größer als der langfristige Bedarf“, so die PV-Austria. „Ausgehend von der Auswahl eines generell geeigneten Standorts ist eine entsprechende bauliche Ausführung der PV-Freiflächenanlage und ihrer kontinuierlichen Pflege wesentlich, um die Qualitäten eines Standorts zu erhalten bzw. einen Mehrwert für die Biodiversität zu schaffen.“

„Der Boden innerhalb einer naturverträglichen PV-Freiflächenanlage wird nicht versiegelt oder beispielsweise auch nicht vollflächig geschottert, sondern in seiner Funktionsfähigkeit erhalten“, wird festgehalten. „Untersuchungen in einer Vielzahl von Anlagen zeigen, dass viele Pflanzen- und Tierarten PV-Freiflächenanlagen als Lebensraum annehmen. So wurden verschiedene Arten von Schmetterlingen, Brutvögeln, Heuschrecken, Feldhamster und Zauneidechsen innerhalb von PV-Freiflächenanlagen bzw. in den oft ökologisch wertvollen Randbereichen beobachtet.“ Mindestens 95 Prozent der Gesamtprojektfläche bleiben versickerungsoffen.

Photovoltaik-Freiflächenanlage Enery PlanungsleitilinieFreiflächenanlagen sorgen dafür, dass Böden entsiegelt werden – und es bleiben

Bevölkerung und Politik mitnehmen

Die Planungsleitlinie befasst sich in den Umsetzungsstandards konkret mit

  • Multifunktionalen Flächen
  • Bodenschonender Fundamentierung der Aufständerungen & Ausführung der Nebenanlagen
  • Modulanordnung und Moduldichte
  • Einbindung in Landschaftsstruktur und Landschaftsbild
  • Maßnahmen zu Erhalt und Verbesserung der lokalen ökologischen Funktionsfähigkeit
  • Flächenmanagement: Extensive Bewirtschaftung und ökologisch angepasstes Pflegekonzept
  • Durchlässigkeit der Anlage
  • Vermeidung von lokalen Wärmeinseln
  • Rückbau und Recycling

Die Leitlinie widmet sich schließlich auch der „guten Planungspraxis“. Hier heißt es abschließend: „Erfahrungen nicht nur mit PV-Freiflächenanlagen, sondern auch mit Windparks und anderen Infrastrukturprojekten haben gezeigt, dass Projekte wesentlich einfacher und schneller umgesetzt werden können, wenn sich sowohl Gemeindevertretung als auch BürgerInnen eingebunden fühlen und sich im besten Fall damit identifizieren können“.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: ENERY