6. Juni 2023
Energieagentur: "An Freiflächenanlagen führt kein Weg vorbei"

Österreichs Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, kann mit kontinuierlichem Ausbau von erneuerbarer Energieerzeugung tatsächlich erreicht werden, erklärt die österreichische Energieagentur. Der Ausbau von Photovoltaik müsse dafür allerdings unbedingt vorangetrieben werden – unter anderem mit der Nutzung von PV-Freiflächenanlagen.

Energieagentur:

„Alle Bundesländer haben im großen Stil und in ausreichendem Maß die Möglichkeit, Stromerzeugung aus Photovoltaik voranzutreiben, indem sie entsprechende Flächen zur Verfügung stellen und für den Bau von Photovoltaikanlagen ausweisen.“ Günter Pauritsch, Leiter Energiewirtschaft und Infrastruktur in der Österreichische Energieagentur (Austrian Energy Agency, AEA), fand im Rahmen eines Online-„Crashkurses“ zum Thema „Energie & Klima“ im Mai 2023 deutliche Worte. Dass die politisch Verantwortlichen mancher Bundesländer Photovoltaik nur gebäudeintegriert oder auf Dachflächen implementieren wollen und PV-Freiflächenanlagen ablehnen, sei „nicht zielführend“, so Pauritsch. „Wir werden Freiflächen und Agri-PV benötigen, die eine kombinierte landwirtschaftliche und Energieerzeugungsnutzung von Agrarflächen ermöglichen.“

„Durch den Ausstieg aus fossilen Energieträgern brauchen wir in Zukunft mehr Strom und das erfordert nicht nur einen massiven Ausbau von erneuerbarer Energie, sondern auch der Infrastruktur“, ergänzte Christoph Dolna-Gruber, bei der AEA für den Bereich Strategy & Business Development zuständig. „Die Energiewende ist eine Wende hin zum Strom“, erklärte der Experte. „Viele der Lösungen, die wir brauchen, um Emissionen loszuwerden, basieren auf elektrischer Energie.“

„Ziele in den Bundesländern umsetzen“

Laut dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) muss es in Österreich bis 2030 einen Zuwachs an Energie aus Photovoltaik von mindestens 11 Terwawattstunden (TWh) Leistung geben, daher lautet das Fazit der Energieagentur: „Wir müssen die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern kontinuierlich ausbauen.“ Dabei führe an PV-Freiflächenanlagen kein Weg vorbei, zeigte sich auch Günther Pauritsch überzeugt. Das realisierbare Potenzial dafür liege in Österreich bis 2030 bei gut 5,5 TWh, das darüber hinaus gehende technische Potenzial gar bei 28 bis 32 TWh, so der Energieexperte.

In einer Aussendung wurde Pauritsch schließlich noch konkreter. In den Strategien der Bundesländer fänden die vorgegebenen Ziele bisher nur bedingt Niederschlag, kritisierte er mit Verweis auf die Studie „Klima- und Energiestrategien der Länder: 2023“. Bei den Zielen für den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung besteht österreichweit noch eine Lücke von 3,6 TWh. Die Abweichungen von Österreichs bundesweiten Klimazielen sind zwar kleiner geworden, aber: „Jetzt gilt es, die Ziele in den Bundesländern wirksam umzusetzen“, so Günter Pauritsch.

Ferdinand Trauttenberg, Enery, PV-Freiflächenanlagen
Ferdinand Trauttenberg, Co-Head of Business Development Enery Österreich

„Netzausbau als nationale Priorität“

Auch Enery verleiht dieser Forderung als österreichischer Grünstromerzeuger entsprechend Nachdruck: „Es müssen rasch Flächen für Photovoltaik zur Verfügung gestellt sowie Netzzugänge für Freiflächenanlagen ermöglicht werden, da diese die günstigste und nachhaltigste Form der Stromerzeugung darstellen“, erklärt Ferdinand Trauttenberg, Enerys Co-Head of Business Development Österreich. „Wir brauchen in Österreich eine einheitliche Regelung für Zonierung und Genehmigung von geeigneten Flächen für Photovoltaik. Der Netzausbau muss nationale Priorität haben, Netzzugänge müssen transparent möglich gemacht werden“. Dach- und Spezialflächen werden für die Klimaziele Österreichs nicht reichen, man brauche rasch einen parallelen Ausbau von biodiversen PV-Freiflächenanlagen. Dass alle an einem Strang ziehen, sei das Gebot der Stunde, so Trauttenberg eindringlich.

Dass das Jahr 2030 nur das erste Etappenziel darstelle, betonte auch die Österreichische Energieagentur noch einmal: „Die erhöhte Dynamik in der Entwicklung des Stromverbrauchs und die Realisierung eines klimaneutralen Österreichs bis 2040 lassen zukünftig einen noch höheren Bedarf an erneuerbarer Energie, besonders in der Stromerzeugung, erwarten. Auch die Notwendigkeit den Gesamtenergieverbrauch deutlich zu senken, ist drängend.“ Die Bundesländer müssten ihre vorhandenen Potentiale gemeinsam so mobilisieren, dass man das gesamtösterreichische Ziel erreichen könne.

✅ TEXT: MICHI REICHELT
✅ FOTOS: ENERY