3. November 2022
Abflug in Richtung Energiewende

Große unbebaute Flächen neben Start- und Landebahnen machen Flughäfen zum optimalen Standort für Photovoltaikfreiflächenanlagen. Dort erzeugter Strom könnte Flughäfen und das Fliegen nachhaltiger machen.

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Sollten wir in Anbetracht der Klimasituation überhaupt noch in den Flieger steigen? Schließlich gilt das Fliegen heutzutage als Klimasünde. Warum? Rauscht ein Flugzeug über unseren Köpfen am Himmel vorbei, stößt es verschiedene Stoffe aus seinen Triebwerken aus. CO2, Stickoxide, Wasserdampf und Rußpartikel werden dabei in die Luft befördert. Die gute Nachricht: Forscher:innen arbeiten bereits fleißig an Ideen, um den Lufttransport klimafreundlicher zu gestalten. So etwa werden heben immer mehr Flieger mit Batterien und Elektroantrieb ab. Nachhaltige Flugkraftstoffe und alternative Antriebstechnologien für Flugzeuge befinden sich derzeit allerdings noch in der Entwicklungs- oder Erprobungsphase. Sprich: Ihr breiter Einsatz kann noch ein wenig auf sich warten lassen.

Es gibt allerdings auch andere Ansätze, um den Flugverkehr rascher grüner zu gestalten. Stichwort: nachhaltige Energieversorgung. Flughäfen und -plätze verfügen über große unbebaute Flächen oder flache Gebäudedächer. Genau dort könnten Solaranlagen installiert und Grünstrom produziert werden. Bevor es aber dazukommt, sind freilich wichtige Sicherheitsprüfungen notwendig.

Werden Flughäfen dank Solaranlagen nachhaltiger?

Eine sichere, unabhängige, klimafreundliche und noch dazu kostengünstige Energieversorgung. Genau danach suchen nicht nur Privatpersonen, sondern eben auch Flughafenbetreiber. Die Lösung: eine nachhaltige Energieversorgung mithilfe von erneuerbaren Energien. Solaranlagen stellen eine einsatzbereite Technologie dar, die sich sofort positiv auf das Budget und die CO2-Bilanz von Flughäfen auswirkt. Grünstromerzeuger könnten dabei auf den Dächern von Terminals, Hangars oder angrenzenden Betriebs- und Bürogebäuden installiert werden. Nicht zu vergessen: Photovoltaikfreiflächenanlagen auf großen unbebauten Flächen, wie es etwa Vorfelder, Rollwege oder jene Flächen neben Start- und Landebahnen sind.

Keine einfache Aufgabe

Nun stellt sich aber die Frage, ob die Installation von Solarfreiflächenanlagen in unmittelbarer Nähe von Flugbetriebsflächen in Hinblick auf die Flugsicherheit auch tatsächlich sinnvoll beziehungsweise überhaupt machbar ist. So besteht etwa das Risiko, dass Module Pilot:innen beim Landeanflug oder auch Fluglots:innen blenden. Oder dass gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden können. Auch die elektromagnetische Interferenz der Anlagen mit den Flugsicherheitsanlagen könnte sich als Problem entpuppen.

Unter welchen Bedingungen Photovoltaikanlagen auf Flugplätzen tatsächlich installiert werden können und welches Potenzial dahintersteckt, verrät Christoph Strümpel, Berater für nachhaltige Luftfahrt, in einem Beitrag des Unternehmens airsight auf dem Fachportal pv magazine. Eines ist jedenfalls klar: Es ist viel Know-how und praktische Erfahrung bei der Durchführung von luftfahrttechnischen Sicherheitsbewertungen sowie hinsichtlich luftrechtlicher Planungs- und Genehmigungsprozesse an Flugplätzen erforderlich. Ausgiebige Voruntersuchungen sind daher unausweichlich.

Flughäfen Solaranlagen

Unbebaute Flächen neben Start- und Landebahnen machen Flughäfen zum optimalen Standort für Solaranlagen.

Es klappt tatsächlich

Dass nachhaltige Energiequellen auf Flughafengeländen einen Beitrag zur Klimawende leisten können, verdeutlicht Strümpel anhand einer vier Kilometer langen Landebahn, wie sie zum Beispiel am Flughafen München zu finden ist. Neben genau dieser Piste könnte ein 50 Meter breiter und drei Kilometer langer Streifen für die PV-Nutzung erschlossen werden. Rund 17 Gigawattstunden Strom könnten somit jährlich erzeugt und für den Flughafen genutzt werden.

Heimischer Erfolg

Auch in Österreich wurde eine 24 Megawatt starke Anlage in unmittelbarer Nähe zur Start- und Landebahn des Flughafens Wien-Schwechat gepflanzt. Der Abstand zur Startbahn beträgt nur etwa 200 Meter. Das Ziel bei solchen Projekten ist es stets, das gegebene Potenzial auszuschöpfen und gleichzeitig das hohe Sicherheitsniveau der flugbetrieblichen Prozesse am Flugplatz zu gewährleisten.

Um die Klimaziele erreichen zu können, müssen jedenfalls bisherige Grundsätze aufgebrochen und neue Ideen zur Erzeugung sauberer Energie entwickelt werden. Und warum nicht anderweitig nutzbare Flächen zur nachhaltigen Stromproduktion heranziehen? Freilich nur, wenn das Sicherheitsniveau in der Luftfahrt nicht beeinträchtigt wird.

✅ TEXT: Sandra Rainer
✅ FOTOS: UNSPLASH/Marcus Zymmer; UNSPLASH/paul jespers