28. April 2022
Studie belegt: Österreichs Bevölkerung will mehr Sonnenenergie!
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Wie die Welt im Jahr 2070 aussehen wird, weiß heute niemand. Was passieren würde, wenn die Menschheit den beschlossenen Klimaschutz aufweicht, allerdings schon. Das hat ein internationales Forscher*innenteam herausgefunden – und zwar mithilfe von Daten aus der Vergangenheit und Gegenwart sowie mit den Werkzeugen von Mathematik und Physik. Das Ergebnis spricht für sich: Wenn der Ausstoß der Treibhausgase in Zukunft nicht gemindert wird, gibt es in 50 Jahren in großen Teilen der Welt eine Durchschnittstemperatur von 29 Grad.

Aktuell ist das nur bei 0,8 Prozent der weltweiten Landfläche der Fall, vor allem in der Sahara. Bis 2070 würde sich diese Fläche auf 19 Prozent der Welt ausdehnen. Rund 3,5 Milliarden Menschen würden demnach unter großer Hitze leiden. Der Anstieg der Treibhausgaskonzentration hat bereits heute zu einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur von 1,1 Grad geführt. Und jedes Zehntel Grad Erderhitzung mehr wirbelt unser Klimasystem, wie wir es bisher kennen, noch mehr durcheinander.

Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, bereits heute an Lösungen für morgen zu arbeiten – wie etwa dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen. Und dass dieser auf viel Zustimmung in der österreichischen Bevölkerung stößt, zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Deloitte. Rund die Hälfte der Studienteilnehmer*innen befürwortet demnach den Ausbau von Windkraft und Kleinwasserkraft. Doch es ist vor allem die saubere Stromerzeugung mithilfe von Photovoltaikanlagen, die überzeugt – egal, ob am Dach, an der Fassade oder im Grünen.

Jährliches Stimmungsbarometer

Jedes Jahr untersucht die repräsentative Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“ von Deloitte Österreich, der WU Wien, der Uni Klagenfurt und Wien Energie, wie die Menschen hierzulande zu erneuerbaren Energien stehen. Die zuletzt durchgeführte Befragung von rund 1.000 Österreicher*innen im Alter von 18 bis 70 Jahren zeigt: Der Ausbau erneuerbarer Energieprojekte stößt nach einem Knick im ersten Pandemiejahr 2020 wieder auf mehr Akzeptanz. „Wir sehen einen Einbruch bei den Werten im Jahr 2020“, erklärt Studienautorin Nina Hampl von der Uni Klagenfurt/WU Wien bei der Präsentation der Studie über Erneuerbare Energien. Und beruhigt: „2021 haben sich die Werte aber wieder erholt und liegen auf dem Niveau von 2019.“

Rund dreiviertel der Österreicher*innen befürworten demnach erneuerbare Energieprojekte in oder nahe ihrer Gemeinde. Grund dafür sind neben den steigenden Preisen für Energie aus dem Ausland nach wie vor die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. „Das Bewusstsein der Österreicher*innen mit Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels ist hoch“, weiß Hampl. Am größten ist die Angst vor zunehmend extremen Wetterereignissen als Folge der globalen Erderwärmung. Stichwort: extreme Hitze.

Sonnenstrom an erster Stelle

Besonders beliebt ist jedenfalls die Produktion von nachhaltigem Sonnenstrom. Fast 90 Prozent der Befragten würden laut der Studie einem Photovoltaikprojekt in ihrer Nähe zustimmen. Gefolgt von den knapp 75 Prozent, die für den Ausbau von Kleinwasserkraftwerken stimmen. Etwas geringer fällt die Akzeptanz von Windkrafträdern aus: Hier zeigten sich 66 Prozent aufgeschlossen.

Studie Erneuerbare Energien

Die aktuelle Studie über Erneuerbare Energien zeigt: Österreichs Bevölkerung will mehr Sonnenenergie!

Dach, Fassade oder doch im Grünen?

Bei der Frage, wo solare Grünstromerzeuger für saubere Energie sorgen sollen, befürwortet eine große Mehrheit Photovoltaikanlagen auf Dachflächen und Fassaden. Genauer gesagt unterstützen 74 Prozent der Befragten den weiteren Ausbau von Aufdach- oder fassadenintegrierten Photovoltaikanlagen. 71 Prozent sprechen sich für mehr Freiflächen-Photovoltaikanlagen aus.

Die Studie zeigt auch, dass die tatsächliche Umsetzung von Energieprojekten immer konkreter wird und sich der Zeithorizont der Installation kontinuierlich verkürzt. Sprich: Der Anteil jener Personen, die eine Anlage bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen wollen, ist um fünf Prozentpunkte gestiegen. Außerdem wollen auch mehr Eigenheimbesitzer*innen einen zusätzlichen Stromspeicher installieren.

Gemeinsam gegen die Klimakrise

Nur gemeinsam sind wir stark – getreu diesem Motto beteiligen sich hierzulande immer mehr Menschen an Energiegemeinschaften. Laut Umfrage können sich zwei Drittel der Österreicher*innen eine solche Beteiligung vorstellen, um mit anderen Personen Strom oder Wärme zu erzeugen, zu verbrauchen, zu speichern und zu verkaufen.

Einziger Wermutstropfen der Ergebnisse: Es gab keine starke Entwicklung beim Kaufinteresse für Elektroautos. Die Stimmung hinsichtlich Elektromobilität ist zwar weiterhin hoch, stagniert aber bereits seit einigen Jahren. Derzeit ziehen 43 Prozent der Befragten in Betracht, sich selbst ein Elektroauto anzuschaffen. Lediglich ein Drittel der Befragten befürworten ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren ab 2030.

„Es braucht mehr Anreize, wie den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Lust auf die Elektromobilität zu heben. Nur so kann die Mobilitätswende gelingen und Österreich die Klimaziele bis 2040 erreichen“, plädiert Deloitte-Experte Gerhard Marterbauer. Damit der Umstieg auf klimafreundliche Antriebe tatsächlich gelingen kann, muss etwa die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden. Und erst dann kommen wir der Klimawende ein großes Stück näher.

✅ TEXT: Sandra Rainer
✅ FOTOS: Enery, UNSPLASH/James Day