1. Feber 2022
Viel Power hinter dieser Solarfassade

Dass Photovoltaik-Anlagen nicht nur grünen Strom produzieren, sondern gleichzeitig auch extravagant aussehen und auffallen können, beweist ein Parkhaus in Schweden – dank kunterbunter Solarfassade.

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Fest steht: Am einfachsten und bequemsten lädt man sein Elektroauto zu Hause. Laut dem Bundesverband Elektromobilität Österreich erfolgen zwischen 80 und 90 Prozent aller Ladevorgänge auch tatsächlich an der Heimladestation. Doch freilich hat nicht jeder Haushalt die Möglichkeit, eine Wallbox – also eine Wandladestation für das Elektroauto – zu installieren. Ein gut ausgebautes öffentliches Ladenetz gewinnt also immer mehr an Bedeutung und kann darüber hinaus bei längeren Fahrten auch die Reichweitenangst nehmen. Rund 7.700 öffentlich zugängliche Ladepunkte sind derzeit in ganz Österreich verteilt. Egal, ob bei Autobahnraststätten, auf öffentlich zugänglichen Parkplätzen oder vor dem Supermarkt – saubere Energie zu tanken wird immer einfacher.

Im Europavergleich liegt Österreich hinsichtlich öffentlicher E-Ladestationen pro 100.000 EinwohnerInnen derzeit auf Platz acht. Die Niederlande führen das Ranking an, gefolgt von Norwegen und Luxemburg und Schweden. Mit dem kürzlich erbauten Parkhaus der Superlative könnte sich Schweden im Ranking allerdings nach oben katapultieren: Das Unternehmen Soltech Energy hat in Göteborg ein neugebautes Parkhaus für Elektroautos mit einer 60-kW-Solarfassade ausgestattet. Bis zu 300 Elektro-Fahrzeuge können dort zeitgleich mit der gesammelten Energie aufgeladen werden.

Bunte Solarfassade

Soltech Energy, schwedischer PV-Systemintegrator und Lieferant von Solarprodukten, hat sich auf gebäudeintegrierte Photovoltaik spezialisiert und bereits mehrere innovative PV-Fassadensysteme in seiner Heimatm vermarktet. Mit der Vision eines gemeinsamen Wohnortes für Mensch und Natur bekam das Unternehmen den Auftrag, das neu erbaute Parkhaus mit seiner energieproduzierenden Solarfassade – auch SolTech-Fassade genannt – auszustatten. Der Parkplatz verfügt dabei über Ladesäulen für über 300 Elektroautos und beherbergt sowohl einen Recyclinghof als auch einen Breitbandknotenpunkt.

Die netzgekoppelte Solarfassade sammelt den Strom für die Ladeboxen der E-Autos. Das System besteht aus 1.096 halbtransparenten, rahmenlosen Glas-Glas-Paneelen mit einer Transparenz von 40 % und einer Leistung von 54 Kilowatt (kW). Die vom chinesischen Hersteller Advanced Solar Power gelieferten Module sind 1.200 mm x 600 mm x 6,8 mm groß, wiegen 11,8 Kilogramm und haben eine Gesamtfläche von 0,72 Quadratmetern. Für einen optischen Hingucker sorgen die Dünnschicht-Solarmodule aus Cadmiumtellurid (CdTe), die in den Farben Rot, Blau, Orange und Grün erhältlich sind.

Solarfassade

Ein echter Hingucker

In Sachen Anordnung und Farben holte man sich laut eigenen Angaben Inspiration von der schwedischen Designerin Viola Gråsten, die in den 1950er-Jahren dazu beitrug, bunte Rya-Teppiche populär zu machen. „Die Technik zur Erzeugung des visuellen Eindrucks ist für normale Muster sehr alt und wird ‚Rastergrafik‘ genannt“, heißt es vonseiten des Unternehmens. Zur Info: Rastergrafiken sind digitale Bilder, die aus winzigen rechteckigen Pixeln bestehen, die in einem Raster angeordnet sind. Sie bestehen in der Regel aus Farbabstufungen, verschiedenen Linien und Formen sowie komplexen Kompositionen.

Dieses PV-Fassadenkonzept kann laut Anna Svensson, Chief Innovation Officer des Unternehmens, mit jeder anderen Dekorfassade verglichen werden kann. „Man kann es an einer Garage als offene Fassade haben, aber man kann es auch an einem Gebäude als Dekorfassade haben und dann eine geschlossene Fassade dahinter anbringen“, fährt sie fort.

Wenig Abgase, viel Sonnenenergie

Die farbenfrohe Parkausfront ist aber nicht nur schön anzusehen, sondern sorgt darüber hinaus auch für bessere Luft im Inneren des Gebäudes. Die Offenheit eines Parkhauses ist enorm wichtig, da Abgase und Hitze so problemlos abziehen können. „Die Fassade wird mit halbtransparenten Modulen gebaut, die einen bestimmten Neigungswinkel benötigen, und gleichzeitig wird sie an einer Gebäudewand angebracht, die einen hohen Luftaustausch zwischen ihren inneren und äußeren Teilen benötigt“, erklärt Svensson.

Um einen optimalen Luftabtausch zu garantieren, wurde eine vorgefertigte, elf Meter lange Konstruktion aus feuerverzinktem Stahl gebaut, die es ermöglicht, die speziellen Paneele mit dem erforderlichen Neigungswinkel aufzustellen. Im nächsten Schritt wurde die gesamte Anlage an der Wand befestigt, wo sie nun auch für die notwendigen Luftdurchlässe zwischen den horizontalen Reihen der Paneele undauch für genügend Sonnenenergie sorgt.

Wer nun also in Schweden mit dem Gedanken spielt, sich ein Elektroauto zuzulegen, weiß: Ein Zwischenstopp in dieser Garage freut nicht nur das eigene Auto, sondern auch die Umwelt.

✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: Soltech Energy