16. August 2022
Faktencheck: Fünf Solarmythen aufgedeckt!

Die Sonne kann auf klimafreundliche und unerschöpfliche Weise zur Gewinnung von elektrischem Strom genutzt werden. Dennoch kämpft die Solarenergie immer wieder mit unzähligen Vorurteilen. Wir machen zu den fünf wichtigsten einen Faktencheck.

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In Zeiten des Klimawandels und von explodierenden Strompreisen gilt es, neue, umweltschonende und preisgünstige Wege der Energieerzeugung zu beschreiten. Aus genau diesem Grund setzen immer mehr Menschen auf die Energiequelle, die die bestmögliche Versorgungssicherheit bei gleichzeitiger Schonung der Umwelt darstellt – die Solarenergie. So jung die Industrie und Forschung der Photovoltaik heute noch erscheint, so alt ist jedoch ihre Grundlage. Bereits 1839 entdeckte der französische Physiker Alexandre Edmond Becquerel den Effekt, auf dem die zukunftsweisende Technologie basiert. Er stieß bei seinen zahlreichen Experimenten auf die sich verändernden photoelektrischen Eigenschaften elektrolytischer Zellen unter Einfluss von Licht.

Heute, viele Jahre später, ist diese Energiequelle nicht nur eine der klimafreundlichsten, sondern gleichzeitig auch billigsten Stromquellen überhaupt. Und dennoch werden immer wieder falsche Annahmen und unvollständige Informationen rund um die Grünstromerzeuger verbreitet. Wir nehmen fünf Solarmythen genauer unter die Lupe und prüfen, was wirklich dahintersteckt.

Solarmythos 1: Die Herstellung von Solaranlagen verbraucht viel mehr Energie, als die Anlage später produziert

Hartnäckig hält sich der Solarmythos, dass Photovoltaikanlagen während ihrer Lebensdauer nicht einmal die Energie, die für ihre Herstellung benötigt wird, einspielen können. Fakt ist: Ja, Herstellung, Transport und auch das Recycling einer Solaranlage benötigen Energie. Die Zeit, die ein Grünstromerzeuger benötigt, um diese Energiemenge zu produzieren, bezeichnet man als energetische Amortisationszeit. Die Dauer dieser Zeit hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren, wie etwa der angewendeten Technologie oder dem Standort der Anlage, ab. In Österreich jedenfalls beträgt die Dauer laut Expert:innen rund zwei Jahre. Und dann? Nach dieser Amortisationszeit produzieren die Anlagen völlig emissionsfreien Strom – und zwar für die restliche Zeit ihrer Lebensdauer. Zur Info: Eine Solaranlage sorgt circa 25 bis 30 Jahre für sauberen Grünstrom.

Solarmythen

Was ist wirklich an diesen Solarmythen dran? Benötigen Solaranlagen tatsächlich Rohstoffe, die bald aufgebraucht sind?

 

Solarmythos 2: Solaranlagen benötigen Rohstoffe, die bald aufgebraucht sind

Photovoltaikanlagen sind echte Rohstoffvernichter. Davon sind zumindest Kritiker:innen fest überzeugt. Das stimmt so natürlich nicht. Die heute installierten Anlagen setzen sich hauptsächlich aus Glas, Kunststoffen, Silizium und Aluminium zusammen. Die Verfügbarkeit dieser Rohstoffe ist sehr hoch, und auch bei einem massiven globalen Ausbau entstehen keine Rohstoffengpässe. Silizium etwa gibt es quasi wie Sand am Meer. Schließlich ist der Ausgangsstoff für die Gewinnung von Silizium Quarzsand – und die globalen Quarzsandreserven sind unerschöpflich. Anders sieht es beim Rohstoff Silber aus; dieser ist nur begrenzt verfügbar. Genau aus diesem Grund wird fleißig an Lösungen getüftelt, die Silber durch Kupfer ersetzen. Aber auch die in den Halbleitern von Dünnschichtmodulen enthalten chemische Elemente könnten knapp werden. Auch hier geben Forscher:innen Entwarnung – der Marktanteil solcher Module ist sehr gering.

Solarmythos 3: Eine stabile Stromversorgung wie bei Kernkraftwerken ist nicht möglich

Anders als bei herkömmlichen Energiequellen ist die Stromausbeute regenerativer Quellen abhängig von Witterungsverhältnissen, der Jahreszeit und dem Standort. Photovoltaikanlagen erzeugen etwa nur dann genügend Strom, wenn die Sonne scheint. Eine fluktuierende Erzeugung sorgt dafür, dass während den Sonnenstunden Überschüsse und bei Schlechtwetter oder in der Nacht Stromengpässe entstehen. Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit sind erneuerbare Energien derzeit also noch ein wenig komplizierter zu handhaben als konventionelle. Um Angebot und Nachfrage an Strom auszugleichen und so die Spannung im Netz stabil zu halten, müssen ein gut ausgebautes Stromnetz sowie effektive Stromspeicher, die überschüssig erzeugten Strom zwischenlagern und bei Bedarf wieder abgeben, bereitgestellt werden. So, versichern Expert:innen, sei eine hohe Versorgungssicherheit stets gewährleistet.

Solarmythen

Wir nehmen Solarmythen genauer unter die Lupe: So etwa stimmt es nicht, dass Photovoltaikanlagen schnell an Leistung einbüßen.

Solarmythos 4: Photovoltaikanlagen büßen schnell an Leistung ein

Solarmodule büßen innerhalb weniger Jahre einen Großteil ihrer Leistung ein. Die Folge: Anlagenbetreiber:innen profitieren kaum von der angeblich billigsten Art der Stromproduktion. Achtung: Fake! Klar, Solarmodule unterliegen dem Prozess der Degradation – ihre Leistung nimmt im Laufe der Zeit also ab. Großes Aber: Üblich ist die Annahme von 0,5 Prozent Leistungsverlust pro Jahr. Das würde bedeuten, dass die Module nach zehn Jahren noch über 95 Prozent ihres Wirkungsgrades verfügen. Hersteller:innen selbst garantieren eine Leistung von oft 80 Prozent innerhalb von 20 oder sogar 30 Jahren. Fazit: Die Degradation als natürlicher Alterungsprozess ist weit weniger problematisch als bisher angenommen.

Solarmythos 5: Im Falle einer Hitzewelle bricht die gesamte PV-Stromerzeugung zusammen

Klar ist, dass die Sonne der Energielieferant schlechthin für jede Photovoltaikanlage ist. Die Sonneneinstrahlung muss dahingehend optimal ausfallen, damit die gewünschte Stromausbeute erreicht werden kann. Doch wie viel Hitze verträgt die Anlage? Eines vorweg: Ja, die Photovoltaikleistung nimmt bei Wärme ab. Grund zur Sorge gibt es allerdings keine, da die Stabilität der Stromversorgung dadurch nicht gefährdet ist. Schließlich beträgt der Leistungsverlust der Zelle im Hochsommer bei sehr hohen Temperaturen nur drei Prozentpunkte. Grund für die Leistungsabnahme ist, dass der Wirkungsgrad von Modulen aus kristallinem Silizium je nach Technik zwischen 0,25 und 0,45 Prozent pro Grad Temperaturerhöhung sinkt. Expert:innen beruhigen: Solche Variationen lassen sich von Stromnetzbetreiber:innen technisch leicht beherrschen und können dank gut gefüllten Stromspeichern in Zukunft auch leicht abgefangen werden.

✅ TEXT: Sandra Rainer
✅ FOTOS: Unsplash/Ivana Cajina, Enery; Unsplash/American Public Power Association