2. Mai 2023
So geht Recycling: vom Windrotorblatt zur effektiven Solaranlage

Was passiert mit Windkraftanlagen, die nach jahrelanger Grünstromproduktion ausgedient haben? Die Antwort: Sie werden recycelt und weitergehend zu neuen Produkten gefertigt – wie etwa Photovoltaikanlagen.

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Sonnenenergie und Windkraft: Das sind hierzulande zwei der großen Hoffnungsträger, wenn es um die angestrebte Energiewende weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbarer Energie geht. Die Vorteile dieser Formen der regenerativen Energiegewinnung liegen auf der Hand. Bei der Stromerzeugung durch Solar- und Windkraftwerke entstehen etwa keine umweltschädlichen Gase, Abfälle oder Abwässer. Anders als bei fossilen Ressourcen werden bei der Energieerzeugung durch Sonne und Wind zudem keine begrenzt vorhandenen Ressourcen verbraucht. Außerdem produzieren diese Grünstromanlagen oft bis zu 30 Jahre lang saubere Energie.

Und dann? Rein physikalisch spricht beispielsweise zwar nichts gegen eine Weiternutzung der Solaranlage, dennoch muss im Laufe der Jahre mit einem Rückgang des Stromertrags gerechnet werden. Erst ein optimierter Recyclingprozess sorgt dafür, dass die Photovoltaik langfristig nachhaltig gestaltet werden kann.

Doch was passiert nun mit Windkraftanlagen, die am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind? Das spanische Unternehmen Acciona Energia jedenfalls nutzt Materialien, die aus recycelten Windturbinenblättern gewonnen wurden, und macht aus genau diesen neue solare Grünstromerzeuger. Das vielversprechende Pilotprojekt im spanischen Badajoz soll den Übergang erneuerbarer Energien zur Kreislaufwirtschaft veranschaulichen.

So funktioniert das Rotorblattrecycling:

Die Herausforderung beim Recycling von Windturbinenblättern besteht laut Expert:innen darin, Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Mit dem neuartigen Recyclingverfahren von Acciona Energia soll genau das gelingen.

Das Ausgangsmaterial für die neuartigen Solaranalgen, die im Rahmen des Pilotprojekts in Spanien entstehen sollten, stammte jedenfalls von zwei ausgemusterten Windturbinenflügeln, die einem sogenannten Mikronisierungsprozess unterzogen wurden. Zum Verständnis: Die Mikronisierung ist eine Technik, die im Bereich des Rotorblattrecyclings zum Einsatz kommt. Hierbei wird die Größe der Glasfasern der Rotorblätter auf Mikrometer reduziert.

Das so gewonnene Pulver kann weitergehend zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden. Das Unternehmen kombiniert dieses Glasfaserpulver in einem nachfolgenden Prozess mit Harz und einer Verstärkungsfaser, um Füllstoff zu erzeugen. Mit dem Erhitzen in einer Form soll die gewünschte Geometrie und Länge geschaffen werden.

Rotorblattrecycling

Ausgediente Windkraftanlagen sollen dank Rotorblattrecycling in effektive Photovoltaikanlagen verwandeln.

Ein vielversprechendes Null-Abfall-Konzept

Das mikronisierte Pulver wurde beim Pilotprojekt in Badajoz anschließend zur Herstellung von insgesamt vier Solarträgern verwendet. Diese sollen die verzinkten Stützen für die Photovoltaikmodule der Solaranlage ersetzen. Und wie geht’s weiter? „Mittelfristig werden wir über kommerzielle Lösungen verfügen“, erklärt Asun Padrós, Innovationsprojektleiter bei Acciona Energia. Wann dieses Null-Abfall-Konzept international genutzt wird, bleibt unklar.

Eine gute Kombination

Ein weiterer vielversprechender Lösungsansatz, wenn es um Sonnen- und Windenergie geht, ist zudem die Idee eines Kombikraftwerks. Sprich: Windenergie- und Freiflächenanlagen werden auf ein und derselben Fläche installiert. Diese Kombination soll Stromerträge erhöhen und gleichzeitig Kosten senken. Ein Kombikraftwerk könnte zudem zu einer Netzentlastung beitragen. Die Anlagen produzieren schließlich zu unterschiedlichen Zeiten Strom und speisen gemeinsam gleichmäßiger Energie ins Netz ein – im Gegensatz zu reinen Solar- oder Windkraftwerken. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Netzstabilität aus.

Fazit: Solar- und Windkraftanlagen ergänzen sich besser als angenommen.

✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: UNSPLASH I Anna Jiménez Calaf ; UNSPLASH I Mike Setchell