16. November 2021
Wie die Stadt von morgen beleuchtet wird

Neue Konzepte machen Städte umweltfreundlich, technologisch fortschrittlich und lebenswert. Dabei befindet sich vor allem die öffentliche Beleuchtung im Wandel. Das italienische Start-up Fly Solartech Solutions zeigt nun eindrucksvoll, wie zukunftsfähige Beleuchtungskonzepte aussehen können.

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Fahrradstreifen für E-Bikes statt mehrspuriger Autobahnen. Selbstfahrende Busse und Taxis. Integrierte Sensoren auf Parkplätzen, die erkennen, ob diese belegt oder frei sind. Und Züge, die mit Highspeed durch die Gegend rasen. So oder so ähnlich soll die Stadt von morgen aussehen. Und tatsächlich wandeln sich immer mehr Städte weltweit zu sogenannten Smart Cities. Immer mehr Unternehmen arbeiten bereits fleißig daran, vernetzte, nachhaltige und umweltfreundliche urbane Räume zu schaffen. Eines davon ist das in der norditalienischen Region Friaul-Julisch Venetien ansässige Unternehmen Fly Solartech Solutions.

Der Photovoltaik-Hersteller beschäftigt sich seit 2013 mit der Forschung, Entwicklung und Produktion von Photovoltaikprodukten für spezielle Anwendungen. Die flexiblen und leichten Grünstromerzeuger werden dabei vor allem in Gebäudehüllen, Kraftfahrzeugen, Schiffen, aber auch in öffentlichen Beleuchtungssystemen integriert. Neuster Clou: ein leichtes, zylindrisches Solarmodul namens „Easy Solar Pole“. Konkret handelt es sich dabei um vertikal ausgerichtete Module, die an Straßenbeleuchtungsmasten befestigt werden. Und zwar nicht an der Spitze des Mastes, sondern: „Das Produkt ist in zwei Hälften unterteilt, die zusammengebaut werden, um den Pfosten zu umschließen“, erklärt der CEO des Unternehmens Davide Zanatta.

Stromfresser: Straßenbeleuchtung

Mit der Installation effizienter Solarzellen verwandelt das Unternehmen Straßenlaternen in echte Grünstromerzeuger. Und das ist auch gut so. Der Energiebedarf von Straßenbeleuchtungen ist nicht zu unterschätzen und lastet auf der Umwelt. Genauer gesagt entfallen von der weltweit erzeugten elektrischen Energie 19 Prozent auf die Erzeugung elektrischer Beleuchtung. 80 Prozent davon gehen auf die Kosten von Industrie- und Bürobeleuchtung, Verkaufsbeleuchtung und – trara – Straßenbeleuchtung. Fly Solartech Solutions will mit dem vermehrten Einsatz integrierter Module Straßen modernisieren und eine energieneutrale öffentliche Beleuchtung ermöglichen. Schließlich speist die einzigartige Anlage tagsüber Solarenergie in das Stromnetz ein und entzieht nachts die für die Straßenbeleuchtung benötigte Energie. „Die einfachste und schnellste Lösung, um Ihre Beleuchtung völlig energieautark zu machen“, versichert der Hersteller.

Einmal drumherum

Das patentierte Modul ist dabei in thermoformbare technische Kunststoffe eingekapselt. Zur Erklärung: Beim Thermoformen werden thermoplastische Kunststoffe unter Wärmeeinwirkung und mithilfe von Druckluft oder einem Vakuum in die gewünschte Form gebracht. In diesem Fall in die Form eines Zylinders, der sich quasi um die Straßenlaterne wickelt und dabei saubere Energie produziert. „Die thermoformbaren technischen Polymere ermöglichen es, das Produkt in seine zylindrische Form zu bringen, ohne dass es zu internen Mikrorissen kommt“, erklärt Zanatta weiter.

Easy Solar Pole

So sieht die innovative Straßenbeleuchtung des italienischen Herstellers aus.

Ein zylindrisches Solarpanel besteht aus insgesamt sechs schlanken Solarmodulen, die eng am sechseckigen Rahmen rund um den Mast installiert werden. Maximal drei zylindrische Module können dabei an einem Masten, der einen maximalen Durchmesser von 155 mm aufweist, angebracht werden. Das Beste: Das Easy Solar Pole-System kann jederzeit demontiert und mit verstellbaren Abstandshaltern individuell ausgerichtet werden.

Ein Update für jede Straßenlaterne

Aufgrund der gewählten Form können die Solarzellen Licht aus jeder Richtung auffangen. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Stromausbeute aus. Die monokristallinen Zellen erreichen einen Wirkungsgrad von bis zu 22,5 Prozent. Das kompakte und dabei schon fast unauffällige Design sorgt dafür, dass sich die solaren Straßenlaternen perfekt in jede Umgebung einbetten.

Doch stellen integrierte Ökostromanlagen eine Gefahr für den Verkehr dar? Schimmernde Solarzellen könnten Autofahrer*innen schließlich so stark blenden, dass sie schlimmstenfalls die Kontrolle über das Auto verlieren, oder? Die Lösung: Alle Module können zusätzlich mit einer Blendschutzschicht ausgestattet werden, sodass Blendwirkungen potenziell vermieden werden.

Geschützt vor Wind und Wetter

Es liegt nun aber freilich auf der Hand, dass Solaranlagen neben viel befahrenen Straßen – wie es vor allem im urbanen Raum üblich ist – einiges aushalten müssen. Das Unternehmen Fly Solartech Solutions versichert allerdings, dass seine Easy Solar Pole-Module für äußerst raue Bedingungen ausgelegt seien. „Die zylindrische Form ermöglicht es, starken Winden zu widerstehen, und die vertikale Anwendung begrenzt die Ablagerung von Schmutz und Sand sowie die Ansammlung von Schnee auf ein Minimum“, betont Zanatta. Im Vergleich zur herkömmlichen Straßenbeleuchtung müssen die Module daher weniger oft gewartet werden. Und wenn es mal soweit ist: Einfach mit einer geeigneten Bürste inklusive langem Stiel reinigen.

Eine optimale Straßenbeleuchtung ist zwar bereits jetzt Teil der allgegenwärtigen Infrastruktur von Städten. In Smart Cities wird sie allerdings eine noch wichtigere Rolle einnehmen. Straßenlaternen müssen noch effizienter und energiesparender gestaltet werden. Erst dann können nicht nur Kosten gespart, sondern eben auch die Umwelt geschont werden.

✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: UNSPLASH/Filip Mroz ; Fly Solartech Solutions Srl