29. Juli 2021
Anpfiff für die Solar-Welle

In den vergangenen Jahren wurden rund um den Globus Fußballstadien mit Solarpanelen ausgestattet. Auf dem Vereinsdach des deutschen SC Freiburg soll nun das bisher größte Solardach weltweit entstehen.

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Fußball wird so gut wie überall auf unserem Planeten gespielt. Auch hierzulande schafft es der Ballsport auf das Siegertreppchen der beliebtesten Sportarten. Von freundschaftlichen Kickrunden im Park bis hin zu Großereignissen wie Europa– oder Weltmeisterschaften – der Volkssport Nummer eins begeistert.

Doch immer wieder ziehen dunkle Wolken über die scheinbar sorgenlose Fußballwelt: Müllberge nach prall gefüllten Stadien, hoher Wasserbedarf der Rasensprinkler, die ständige Beleuchtung des Stadions während eines Matches. Oder die Frage, wie tausende Fußballfans in ganz Europa jedes Wochenende in besagte Stadien kommen. Ist die beliebte Sportart etwa ein Klimasünder? Die Zahlen sprechen jedenfalls für sich: Pro Spieltag beträgt der CO2-Ausstoß im Schnitt 7.800 Tonnen des schädlichen Treibhausgases. Doch langsam scheint sich der Himmel zu lichten und die Sonne wieder mit voller Kraft zu strahlen. Denn immer mehr Vereine engagieren sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, indem sie zukunftsweisende Solarmodule auf das eigene Vereinsdach verfrachten.

Kicker auf dem Feld, Solarstrom auf dem Dach

Dass Fußball und nachhaltige Stromerzeugung mittels Photovoltaik optimal zusammenpassen, beweist die Vielzahl an bereits fertig gestellten Photovoltaik-Projekten. Vorreiter war Deutschland – gefolgt sind Länder wie Brasilien im Zuge der Weltmeisterschaft 2014 und die Türkei im Jahr 2015.

Die Türkei gehört zwar weder in Sachen Photovoltaik noch im Bereich Fußball zum Elitekreis, doch mit einer installierten 1,4-Megawatt-Solaranlage katapultierte sich das Land der drei Meere an die Spitze. Zumindest, was den größten Grünstromerzeuger auf einem Stadiondach anbelangt. Insgesamt 5.600 monokristalline Solarmodule produzieren jährlich etwa 2,15 Gigawattstunden Solarstrom. Ginge es nun um die Europameisterschaft der Solaranlagen, so könnte Antalya schon bald nur mehr Vizemeister sein. Denn Deutschland ist drauf und dran, sich den Titel der größten Solaranlage auf einem Stadiondach zu holen. Austragungsort der Spiele: Freiburg im Breisgau.

Die sonnige Seite des Fußballs

Fußballbegeisterte wissen: Der SC Freiburg ist fester Bestandteil der deutschen Bundesliga. Der Verein will nun auch in Sachen Umwelt in der obersten Liga mitspielen. Die Bauarbeiten am neuen Vereinsstadion am Standort Wolfswinkel laufen derzeit auf Hochtouren. Die Solarmodule des geplanten Solardachs sollen zusammen 15.000 Quadratmeter groß sein und rechnerisch bis zu 1.000 Haushalte mit Strom versorgen können.

Mit einer Spitzenleistung von 2.300 Kilowattpeak (kWp) wird das Dach knapp 2,3 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr erzeugen.

Fußball Photovoltaik
Schon kommende Spielzeit soll die Mannschaft des SC Freiburg im neuen Stadion spielen – mit effektiven Solarmodulen über ihren Köpfen.

Im Zusammenspiel mit einer Fernwärmeversorgung, die etwa für die Beheizung des Stadionrasens oder der Trainingsrasenplätze benötigt wird, soll der gesamte Energiebedarf direkt vor Ort gedeckt werden. Sprich: Mit diesem derzeit prognostizierten Jahresstrombedarf des Stadions und der erwarteten Anlagenleistung sollte das Stadion komplett CO2-neutral betrieben werden, heißt es in der offiziellen Pressekonferenz. Oliver Leki, Vorstand SC Freiburg, gibt sich stolz: „Der Sport-Club lebt das Thema Nachhaltigkeit seit vielen Jahren!“

Batterie als Regulator

Doch was tun, wenn der Strombedarf während der Spiele mit Flutlicht und Übertragungstechnik steigt? Laut den Verantwortlichen soll das Stadion auch bei Spitzenzeiten komplett mit Sonnenstrom betrieben werden. Um die Spitzen beim Energieverbrauch optimal auszugleichen, ist ein Batteriespeicher als effektiver Zusatz geplant. Dieser Punkt ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Oberbürgermeister Martin Horn erhofft sich, dass das neue Stadion zum Aushängeschild für Nachhaltigkeit in der Region wird.

Wann starten Photovoltaik & Fußball gemeinsam in die Saison?

Die Profimannschaft soll ab der kommenden Spielzeit ihre Heimspiele in der neuen Arena austragen. Ob der Umzug bereits zum Saisonstart stattfinden kann, ist aufgrund krisenbedingter Verzögerungen noch offen. Oliver Leki zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass der angepeilte Fertigstellungstermin im August eingehalten werden kann. So weit, so gut – doch eines fehlt der zukunftsweisenden Fußballspielstätte: ein Name. Die Corona-Krise hat laut Vereinsvorstand die Gespräche zu Namensfindung unterbrochen. Die finale Entscheidung sei deshalb noch nicht gefallen.

Fazit:

Immer wieder liest man über die Millionen, die auf dem Transfermarkt gelassen werden. Über nachhaltige Vereinsinvestitionen wird oft kaum berichtet. Jedoch nehmen immer mehr Vereine Geld in die Hand, um in eine Solaranlage zu investieren. So entpuppen sich die Mannschaften auf dem Rasen als echte Solarmeister. Und vielleicht erwarten uns bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar nicht nur motivierte Mannschaften, sondern auch ein solares Kraftwerk über ihren Köpfen.

✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: ewz Energielösungen / SC Freiburg