13. Mai 2021
Alles, was Landwirtinnen und Landwirte über Freiflächenanlagen wissen sollten

Photovoltaik-Freiflächenanlagen sorgen für sauberen und preiswerten Strom. Gleichzeitig machen sie aus Landwirt*innen quasi Energiewirt*innen. Doch lohnt sich ein Solarpark auf dem eigenen Acker überhaupt? Oder: Sind die Kosten dafür nicht in Wahrheit viel zu hoch?

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Die Klimakrise macht auch vor der österreichischen Landwirtschaft nicht Halt. Extreme Wetterereignisse, wie langanhaltende Hitzeperioden und Wassermangel, stellen heimische Betriebe vor neue Herausforderungen. Ernteausfälle oder sogar völlig ausgetrocknetes Land sind die Folge der globalen Erwärmung. Viele Bäuerinnen und Bauern sind also auf der Suche nach Lösungen, um auch in Zukunft weiterhin produktiv bleiben und rentabel wirtschaften zu können. Und genau das soll mit der Installation effektiver Solarmodule tatsächlich möglich sein.

Lange Zeit beschränkte sich die Photovoltaik-Nutzung bei landwirtschaftlichen Betrieben ausschließlich auf Dachflächen. Mittlerweile halten solare Energieproduzenten aber auch vermehrt auf heimischen Äckern Einzug. Doch worauf müssen zukünftige Energiewirt*innen besonders achten? Wir haben recherchiert und klare Antworten auf die zehn meistgestellten Fragen von heimischen Landwirt*innen gefunden.

Frage 1: Warum ist die Installation einer Solaranlage sinnvoll?

Österreich strebt mit den Klimazielen eine völlig emissionsfreie Stromversorgung bis zum Jahr 2030 an. Um dieses Ziel auch wirklich zu erreichen, bedarf es eines starken Ausbaus der erneuerbaren Energiequellen – allen voran der Photovoltaik. Genauer gesagt ist eine Verzehnfachung der aktuell installierten solaren Leistung notwendig. Insgesamt 50 Prozent der benötigen Nutzungsarten bezieht sich dabei auf Freiflächenanlagen. Sprich: Solaranlagen auf Österreichs Feldern können die Klimawende rasch vorantreiben. Landwirt*innen, die sich für die Installation einer effektiven Anlage entscheiden, tragen zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Sie werden also zu aktiven Klimaschützer*innen!

Frage 2: Lohnt sich eine Anlage überhaupt?

Es gibt viele Einsatzbereiche, bei denen sich die Installation einer Photovoltaikanlage lohnt. Doch nicht überall produzieren effektive Grünstromerzeuger tatsächlich genügend Energie. Denn: Verschiedene Kriterien, wie etwa der gewählte Winkel, beeinflussen die Effektivität der Anlage – und somit auch, wie viel Solarstrom produziert werden kann. Genau hier überzeugen die Freiflächenanlagen. Denn ein wichtiger Unterschied zu den meisten Dachanlagen besteht darin, dass bei den Freiflächenanlagen sowohl Ausrichtung als auch Neigungswinkel der Module frei gewählt werden können. Außerdem werden die Module in parallelen Reihen montiert, deren Abstand groß genug ist – so kann eine gegenseitige Verschattung verhindert werden. Moderne Nachführsysteme sorgen bestenfalls sogar dafür, dass Solarmodule stets optimal zur Sonne ausgerichtet sind.

Frage 3: Welcher landwirtschaftliche Boden eignet sich für die Installation einer Solaranlage?

Für die Freiflächennutzung kommen alle Flächen in Frage, welche landwirtschaftlich eine geringe Bodenqualität aufweisen. Also: Flächen, die von Landwirt*innen einfach nicht mehr sinnvoll genutzt werden können. Zumindest rentiert sich die Produktion von Gemüse oder Getreide auf solchen Feldern nicht mehr. Aufgrund der sauberen Stromerzeugung aus Solaranlagen wird also scheinbar brachliegendes Land plötzlich doch wieder nutzbar. Besonders interessant sind auch die Potenziale der Doppelnutzung, also die Kombination von Photovoltaik und landwirtschaftlicher Erzeugung. Denn mithilfe gut durchdachter Anwendungskonzepte können Strom- und Nahrungsmittelproduktion clever miteinander kombiniert werden. Also: oben Strom – unten Gemüse. Oder Strom hier und daneben Bienen, die Honig produzieren.

Freiflächenanlagen
Grünstromerzeugung und Nahrungsmittelproduktion können ganz einfach miteinander kombiniert werden. Immer häufiger werden etwa Bienen neben Solarparks angesiedelt.

Frage 4: Wie beeinflussen die Anlagen umliegende Tier- und Pflanzenwelten?

Mithilfe moderner Solaranlagen wird zwar sauberer Strom produziert, angesiedelte Pflanzen- und Tierarten werden jedoch verdrängt, heißt es oft. Doch Expert*innen zufolge schaffen Freiflächenanlagen vielmehr das genaue Gegenteil – neue und wertvolle Lebensräume für viele unterschiedliche Arten nämlich. Flächen, die nach intensiver landwirtschaftlicher Nutzung brachliegen, können sich so in Windeseile wieder erholen. Dabei gilt: Umso breiter und besonnter die Flächen zwischen den Modulreihen sind, desto wohler fühlen sich Flora und Fauna, von Bienen und Hummeln über kleine Krabbeltiere bis hin zu Zauneidechsen und Brutvögeln – unter den Modulen entwickelt sich ein echter Hotspot unterschiedlicher Lebensräume.

Frage 5: Wie lange dauert es, bis die Anlage installiert ist?

Bevor die Grünstromproduktion losgehen kann, muss die Anlage naturgemäß erst installiert werden. Sprich: Die Solarmodule müssen errichtet und optimal ausgerichtet werden. Insgesamt sechs bis acht Monate dauert es, bis die Anlage fix und fertig auf der Ackerfläche steht. Nicht zu vergessen: Die Vorarbeiten beanspruchen ebenfalls viel Zeit. Denn damit ein Solarprojekt realisiert werden kann, müssen im Vorfeld einige wichtige Schritte beachtet werden, wie etwa die Planungsarbeiten, die Dokumentation des Projekts und freilich auch die Einholung von notwendigen Genehmigungen. Ist dieser Prozess aber geschafft, kann es mit der grünen Stromproduktion auch schon losgehen.

Frage 6: Entsteht durch eine Anlage ein Mehraufwand für Grundbesitzer*innen?

Eines steht fest: Die Projektfläche muss während des Betriebs selbstverständlich regelmäßig gepflegt werden. Denn damit es auch wirklich zu einer artenreichen Besiedelung unter den Modulen kommen kann, bedarf es einer dauerhaften Pflege des Grünlandes. Die Zwischenräume der Modulreihen müssen etwa in regelmäßigen Abständen gemäht werden. Vierbeinige Rasenmäher, also Schafe, eignen sich dazu perfekt. Achtung: Auch im Winter müssen die Flächen frei von Schneemassen sein. Der österreichische Grünstromerzeuger Enery jedenfalls übernimmt vollumfänglich die Pflege und Wartung der Solarparks. Grundbesitzer*innen müssen also keineswegs mit zusätzlichem Aufwand rechnen.

Frage 7: Ist eine PV-Freiflächenanlage zu teuer?

Die vermeintlich hohen Kosten von Freiflächenanlagen schrecken viele Landwirt*innen ab. Aber: Die Errichtung eines Solarparks ist im Gegensatz zu Dachanlagen wesentlich günstiger. Denn Fixkosten fallen meist unabhängig von der Anlagengröße an. Außerdem lassen sich bei größeren Anlagen viele Kosten durch bessere Einkaufspreise reduzieren. Sprich: Freiflächenanlagen sind sowohl in der Anschaffung als auch bei späteren Erträgen einfach effizienter. Ganz nebenbei sind größer gedachte Solarparks für Photovoltaik-Fachkräfte leicht zugänglich. Wartungsarbeiten können also unkompliziert durchgeführt werden – das wiederrum wirkt sich positiv auf die Betriebskosten aus.

Frage 8: Werden die Flächen durch die Installation entwertet?

Die Befürchtung einer Versiegelung des darunterliegenden Bodens ist wohl das am häufigsten angeführte Gegenargument für die Installation einer PV-Anlage. Bei der Errichtung von Freiflächenanlagen bleiben jedoch knapp 99 Prozent der Fläche unberührt. Wie das funktioniert? Für die Installation einer Anlage wird eine sogenannte Aufständerung verwendet. Diese wird mithilfe von Stützen befestigt, die nur punktuell in den Boden eingeschlagen werden. Sprich: Nur 1 Prozent des Bodens wird tatsächlich versiegelt. So gut wie nichts also.

Weiterer Vorteil von Freiflächenanlagen: Knapp 99 Prozent der Fläche bleibt bei der Installation zukunftsweisender Solaranlagen unberührt.

Frage 9: Wie sieht es mit einem Pachtvertrag aus?

Geeignete Flächen für Solaranlagen werden meist über eine Dauer von mindestens 40 Jahren von Stromerzeuger*innen gepachtet. Dies entspricht der ungefähren Lebensdauer einer Photovoltaik-Anlage. Grundbesitzer*innen bleiben jedoch über die gesamte Pachtdauer alleinige Besitzer*innen der betroffenen Flächen. Und sie profitieren gleich mehrfach: Einerseits können brachliegende Flächen aufgewertet und der finanzielle Ertrag somit vervielfacht werden, andererseits leisten Landwirt*innen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.

Frage 10: Wie lange sorgt die Freiflächenanlage tatsächlich für grünen Strom?

Eine PV-Freiflächenanlage sorgt ungefähr 30 bis 40 Jahre für grünen Strom. Und dann? Haben effektive Stromproduzenten ausgedient, werden sie völlig rückstandslos entfernt. Natürlich nur, sofern eine Verlängerung der Pachtdauer unerwünscht ist. Das Beste: Expert*innen sind sich längst darin einig, dass nahezu jeder Bestandteil einer Anlage wertvoll ist und nach dem Ablauf der Lebensdauer separat in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann. Solarmodule sorgen also nicht nur für eine nachhaltige Stromproduktion, sondern eben auch für einen nachhaltigen Recyclingprozess. Gut zu wissen: Verantwortlich für den Aufbau der Photovoltaik-Recyclingsysteme und die Einhaltung der Recyclingquote sind die Hersteller*innen selbst.

✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: UNSPLASH / ANDREAS GÜCKLHORN ; UNSPLASH / ANNIE SPRATT ; UNSPLASH / ANGELA LORIA