11. Mai 2021
Biodiversität: PV-Anlagen als Eldorado für Tiere und Pflanzen

Photovoltaik-Anlagen lassen nicht nur die Gemüter umweltbewusster Menschen erstrahlen, sie entpuppen sich zusätzlich als wahre Wohlfühloase für Flora und Fauna! Die Biodiversität unter den Sonnensegeln ist mehr als nur überraschend. Das belegen nun erstmals große Studien. Wir haben uns durch den Datendschungel gewühlt.

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Damit die Erde auch in Zukunft ein lebenswerter Ort bleibt, wird immer konkreter auf die Kraft der Sonne gesetzt. Und langsam, aber doch kann man auch in Österreich vorsichtig behaupten: Die Zeichen stehen auf Grün!

Doch neben den unzähligen Vorteilen, die durch die solare Stromerzeugung entstehen, hat die Welt der Photovoltaik (PV) nach wie vor mit mindestens ebenso vielen Vorurteilen zu kämpfen. Immer wieder ist sie der Kritik ausgesetzt, dass vor allem durch den Bau von Freiflächenanlagen das Landschaftsbild und der ökologische Lebensraum zerstört würden. Doch nun haben Studien ergeben: Das genaue Gegenteil ist der Fall! Freiflächenanlagen haben sogar ganz gewaltig positive Auswirkungen auf die Bodenqualität und die biologische Vielfalt in unserem Land. Die Biodiversität wird durch sie gar intensiv gefördert! Aber alles der Reihe nach.

Ökonomisch oder ökologisch sinnvoll?

Seit es den Ausbau der Photovoltaik gibt, tobt die Debatte über den Einfluss der Freiflächenanlagen auf die umliegende Natur. Das schlechte Zusammenspiel von Solarenergie, Landschaftsschutz, Naturschutz und Landwirtschaft wird dabei immer wieder betont. Im Vordergrund stehe sowieso immer nur der ökonomische Vorteil einer solchen Anlage – oder? Eine kürzlich veröffentliche Studie des Bundesverband Neue Energie (BNE) in Deutschland bringt nun aber sogar die kritischsten Stimmen zum Verstummen.

Diese zeigt ganz deutlich, dass Solaranlagen die Artenvielfalt in der Natur maßgeblich fördern. Verschiedene Tier- und Pflanzenarten finden durch den Ausbau der Freiflächenanlagen eine neue Heimat und werden sogar vor dem drohenden Aussterben gerettet. Im Vergleich zum landwirtschaftlichen Gebrauch wird die Flächennutzung beruhigt und weitergehend sogar aufgewertet, die Biodiversität steigt. Willkommen im Eldorado der Flora und Fauna Österreichs!

Hohe Biodiversität! Erste aussagekräftige Studie

Neben den geringen Kosten und der einfachen Wartung einer PV-Anlage gibt es also noch einen ganz anderen und wichtigen Vorteil der sauberen Stromerzeugung: Man trägt einen wichtigen Teil zum Schutz der Umwelt bei. Mit der Solarenergie schlägt man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Die veröffentlichte Studie des BNE zeigt, welchen Einfluss die PV-Freiflächenanlagen auf die Artenvielfalt auf den jeweiligen Flächen hat.

Um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen, wurden 75 Solarparks in neun deutschen Bundesländern genauer unter die Lupe genommen. Kurz und knapp: Die Ergebnisse sind eindeutig positiv. Flächen mit ausgebauten Solarparks weisen oft eine überraschend hohe Diversität auf und entwickeln sich zu wahren Rückzugsorten für verschiedene Arten.

Freiflächenanlagen als Ort für alle

Der einzig logische Schluss: Freiflächenanlagen sind für Pflanzen und Tiere ein Ort der Begegnung. Sie sind richtige Quellbiotope für bestimmte Tierarten – vom Aussterben bedrohte Heuschrecken oder Tagfalter fühlen sich übrigens ganz besonders wohl. Im Sommer entpuppen sie sich als zusätzlicher Lebensraum für verschiedene Reptilien- und Amphibienarten, wie zum Beispiel für Frösche oder Eidechsen. Für diese ist eine Freiflächenanlage ein Paradies, um sichere Verstecke oder Eiablageplätze zu finden.

Auch Flugkünstler finden an den riesigen Anlagen sichtlich Gefallen. Genauer gesagt ist laut der deutschen Studie der Anteil an verschiedenen Brutvögeln seit dem Ausbau stark angestiegen. Solarparks wirken also wie Magnete auf verschiedenste Lebewesen – auch für die kleinsten unter ihnen. Denn von der Rückkehr von vom Aussterben bedrohten Insektenarten profitieren vor allem die nächsten Spezies in der Nahrungskette. Es ist also der Kreislauf der Natur, der durch den Ausbau der Freiflächenanlagen angekurbelt wird. Und ein genauer Blick unter die Anlage offenbart die blühende Pflanzenwelt, die sich unter den Modulen ganz prächtig entfaltet. Hier läuft alles klar nach dem Motto: unten Photosynthese – oben Photovoltaik.

Wie funktioniert das mit der hohen Biodivesität?

Doch wie kommt es zu dieser offensichtlichen Steigerung der Biodiversität? Ein ganz entscheidender Grund für die artenreiche Besiedelung von PV-Freiflächenanlagen ist dabei die dauerhafte Pflege des Grünlandes in den Zwischenräumen der Modulreihen – ganz im Gegensatz zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung. Werden die Wiesen zwischen den PV-Modulen regelmäßig gemäht oder gar von Schafen beweidet, fördert das die Biodiversität maßgeblich. Darüber hinaus wird auf mit Solaranlagen ausgebauten Flächen – gegenteilig zur klassischen Landwirtschaft – weder Dünger ausgebracht noch mit Pestiziden gearbeitet. Die Böden werden sogar bewusst möglichst nährstoffarm gehalten.

Die Breite macht’s aus

Wie stark sich der positive Effekt auf die Artenvielfalt tatsächlich auswirkt, hängt im Übrigen auch von der Größe der Anlage und der Anordnung der Modulreihen ab. Große Anlagen entwickeln sich zu großen Habitaten, in denen sich Arten dauerhaft ansiedeln können. Das ermöglicht einen regelrechten Aufbau von verschiedenen Populationen – natürlich nur bei entsprechender Pflege. Kleinere Anlagen wirken eher als sogenannte Trittsteinbiotope. Also als Flächen, die größere Naturgebiete und Biotope miteinander verbinden. Besonders wichtig ist auch der Abstand zwischen den Modulreihen: je breiter und besonnter die Zwischenräume, desto höher die floristische und faunistische Artenvielfalt.

Fazit: Solarparks sind ein Gewinn für den ökologischen Lebensraum und gleichzeitig auch ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, ist ein umfangreicher Ausbau von PV-Freiflächenanlagen unumgänglich. Und mit dem Wissen rund um das Wohlergehen vieler Tier- und Pflanzenarten lässt es sich noch viel beruhigter auf die riesigen Anlagen blicken.
✅ TEXT: SANDRA RAINER
✅ FOTOS: ISTOCK